Jurassic Parker
07-10-2006, 14:00
So, dann stell ich hier mal meine erste FF vor:
ParaWorld Adventures
Prolog
Goral schaute dem feindlichen Krieger ins Gesicht. Doch durch die Atemmaske des Flammenwerfers konnte man nichts erkennen. Aber das war egal. Der Feind musste sterben. Goral führte einen schnellen seitlichen Schlag aus. Der Flammenwerfer wurde in Höhe der Nieren durchgetrennt. Blut spritze in alle erdenklichen Richtungen davon. Auch Goral bekam etwas ab. Doch er hatte sich schon dem nächsten Gegner, einem MG-Schützen zugewendet. Auch dieser wurde von dem harten Stahl der Axt durchtrennt. Ein Stegosaurus neben dem Krieger des Nordvolkes ging nieder. Der Reiter wurde von seinem eigenen Tier zerquetscht. Ein Exoskelett war dafür verantwortlich. Die große Maschine stapfte auf Goral zu. Doch dann wurde sie von einem Baumstamm durchbohrt. Sie fiel um und tötet dabei noch fünf Fußsoldaten des Feindes. Goral war währenddessen in die Defensive gedrängt worden. Etliche Kugeln prasselten auf sein Metallschild. Doch plötzlich verebbte der Hagel aus Patronen. Ein Tyrannosaurus-Titan hatte einen der Feinde gepackt und durchgeteilt. Der zweite der drei wurde weit durch die Luft geschleudert und der Dritte einfach zertreten. Der Rex hielt nach weiteren Feinden Ausschau, als er von einem Executor gepackt wurde. Der Titan wehrte sich zwar heftig, doch letztendlich brach die gigantische Maschine dem Saurier das Genick. Aber der Sieg der Maschine währte nicht lange: Ein Triceratops-Titan rammte sein Horn in das ****pit des Kampfläufers. Durch den Verlust der Kontrolleinheit fielen die Gliedmaßen der SEAS-Einheit ab. Der Hornsaurier entledigte sich mit einem Schütteln des Kopfes des Rumpfes. Der Stahlkörper landete auf 3 Raketenwerfern. Fromur wich gerade einer Rakete aus. Doch diese schlug in das Bein eines Brachiosaurus ein. Der Sauropode strauchelte, bevor er auf Goral zufiel. War das das Ende?
Verdammnis
Der Trupp aus drei Kentrosauren, fünf Keilern, neun Kriegern und vier Bogenschützen verließ das Dorf Frakenmar. Eine Gruppe Barbaren machte die Gegend unsicher. Doch der Überfall gestern ging zu weit. Dabei wurde das Nachbardorf bis auf die Grundmauern niedergebrannt und alle Bewohner getötet. Goral fuhr mit den Daumen über seine Axt. Ein Tropfen Blut quoll aus der winzigen Wunde. Die Waffe war scharf. Ein Wollnashorn stapfte langsam am Trupp vorbei. Es schaute kurz die Menschen an, bevor es sich wieder einem Baum zuwendete. Es rupfte einige Blätter ab und zerkaute sie langsam. Plötzlich stürmte ein Megaloceros-Späher aus dem Wald. „Barbaren!“, schrie er, bevor der Mensch und sein Reittier von je einem Speer durchbohrt wurden. Fromur machte sich zum Kampf bereit. Dann kamen die Feinde aus dem Dickicht: drei Krieger und zwei Speerwerferinnen. Goral rannte auf die Feinde zu. Mit seinem Schild wehrte er einen anfliegenden Speer ab. Dann kamen die Feinde in die Reichweite seiner Axt. Die Waffe schnellte auf einen der feindlichen Nahkämpfer zu, der jedoch mit seinem Schild parierte. Dann zischte die feindliche Klinge auf Goral zu. Dieser konnte noch rechtzeitig sein Schild zur Hilfe holen. Der Feind wollte seine Axt gerade wieder in die Ausgangslage zurückbringen, als Gorals Axt ihn durchteilte. Mit einem Rundumschlag beschäftigte er gerade schon den nächsten Feind, welcher jedoch dank seines Schildes keinen Schaden nahm. Doch während Goral den Feind abgelenkt hatte, konnte sich ein anderer Krieger annähern und den Barbaren enthaupten. Doch ein Kampf-Keiler war inzwischen gefallen. Ein Speer hatte sein Herz durchbohrt, als das Tier sich aufgebäumt hatte, um mit seinen Vorderläufen der Speerwerferin einen tödlichen Tritt zu verpassen. Doch eine der Feindinnen war von den Stacheln eines Kentrosaurus aufgespießt. Goral stürmte auf die letzte Barbarin zu. Ein anderer Krieger kam ihm zuvor: Seine mächtige Zweihandaxt durchschnitt die Feindin. Doch das war nur ein Teil der Barbaren. Ein Späher hatte von einer Rhino-Balliste berichtet. Das würde selbst für diese Armee ein harter Brocken werden. Doch noch war das Lager des Feindes weit entfernt. Es lag auf einem Hügel, etwa fünf Kilometer vom Dorf entfernt. Doch der Weg dahin würde hart werden. Die Nordmänner mussten durch das Revier einiger Ceratosaurier. Diese Spezies gehörte zwar zu den schwächeren Fleischfressern, aber trotzdem würde der Kampf nicht einfach werden. Der Treck passierte ein breite Furt. Am anderen Ufer begann das Revier der Carnivoren. Ein Megaloceroskelett lag am Wegrand. Ein Bein fehlte. Plötzlich ertönte ein Schrei: Ein Ceratosaurus war aus dem Gebüsch gesprungen und hatte einen Krieger mit seinen Kiefern gepackt. Ein Zahn durchbohrte das Rückenmark. Der Mensch war tot. Der Ceratosaurier warf den Leichnam in den Fluss. Er brüllte die Nordmänner an. Goral umklammerte seine Axt und rannte todesmutig auf den Saurier zu. Er sprang und trennte dem Tier den rechten Arm ab. Eine Fontäne aus Blut schoss aus der Wunde heraus. Der Saurier brüllte vor Schmerz. Dann wandte er sich zu Goral um. Doch dann schlug ein Kentrosaurus ihm seine Dornen in den Nacken. Der Fleischfresser brüllte noch ein letztes Mal, bevor er erschlaffte. Aber es waren mindestens zwei Ceratosaurier, die die Gegend unsicher machten. Die Krieger hielten ihre Schilde bereit. Das brachte wenigstens etwas Schutz gegen die langen Zähne der Saurier. Auf einem Felsen lag ein Rhino-Kadaver. Selbst diese mächtigen Tiere waren den Ceratosauriern zum Opfer gefallen. Die Bissspuren waren noch frisch. Und da Ceratosaurier nie allein fraßen, musste der andere auch noch in der Nähe sein. Die Truppe passierte den Felsen. Doch plötzlich hob ein Kampfkeiler vom Boden ab. Der zweite Ceratosaurier hatte hinter dem Felsen gelauert. Das Wildschwein zappelte im Maul des braungrünen Sauriers. Der Cerato warf das Säugetier durch die Luft. Der Keiler war sofort tot. Der Saurier brüllte laut. Die verbliebenen Nordmänner stürmten auf den Feind zu, während die Bogenschützen aus dem Hintergrund schossen. Doch die Pfeile waren für den mächtigen Saurier kaum mehr als Mückenstiche. Die Kentros fügten dem Fleischfresser jedoch schwere Wunden zu. Ein mutiger Kampfkeiler rannte unter den Fleischfresser, damit seine Reiterin ihre Lanze in das Herz des Ceratos rammen konnte. Sie tat es. Das Blut spritzte literweise auf den Boden, bevor der Ceratosaurus umfiel. Der Kampfkeiler brachte sich erst im letzten Moment vor dem tonnenschweren Kadaver in Sicherheit. Diese Gefahr war überwunden. Doch das Lager der Barbaren war noch weit entfernt. Die Gruppe musste über einen etwa 200 Meter hohen Hügel. Dort oben lag ein Holzfällerlager, an dem sie sich noch einmal erfrischen konnten, bevor sie sich auf den Weg in das Donnerflusstal machten. Aber auch der Weg auf den Gipfel war alles andere als ungefährlich. Die dichten Wälder boten sich geradezu für Hinterhalte an. Nur zu leicht konnte man sich von dort unbemerkt an den Weg anschleichen. Ein Monolith am Pfad erinnerte an einen traurigen Zwischenfall vor ein paar Jahren: Das einzige Kampfmammut Frakenmars von einem Rudel Smilodon angefallen und schlussendlich getötet. Die Knochen des großen Säugetiers waren um den Dorfplatz aufgestellt worden. Der Treck hatte inzwischen den Aufstieg begonnen. Noch ahnte niemand, was in wenigen Sekunden passieren würde. Ein Kentrosaurus blieb kurz stehen und schaute in den Wald. Im nächsten Moment steckte der Bolzen einer Balliste im Körper des Sauriers. Blut quoll aus der Wunde. Im nächsten Moment wurde die Reiterin von einem Pfeil im Herz getroffen. Sie fiel von ihrem Saurier, blieb aber in den Stacheln des inzwischen toten Tieres hängen. Dem zweiten Kentrosaurus wurde durch einen zweiten Bolzen der Kopf vom Hals gerissen. Die Reiterin konnte sich nicht halten und wurde von einem Stachel aufgespießt. Dann erschienen zwölf Krieger aus dem Wald. Der Krieger vor Goral wurde enthauptet, während der hinter ihm in Bauchhöhe durchgeteilt wurde. Fromur machte sich in wenigen Sekundenbruchteilen zum Kampf bereit. Ein Barbar wurde von seiner Klinge vertikal aufgeschnitten und dann weggetreten. Der dritte der vier Kentrosaurier schlug mit seinem Stachelschwanz wild um sich und erwischte drei feindliche Krieger. Sie flogen durch die Luft und blieben tot liegen. Doch dann erschien die Rhino-Balliste aus dem Dickicht. Sie rannte auf den Kentrosaurus zu. Das Horn des Säugetiers drang tief in das Fleisch des Reptils ein. Blut und Eingeweideteile flogen zu allen Seiten davon. Plötzlich bekam Goral einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf. Es wurde schwarz vor seinen Augen. Er spürte noch wie er auf dem Boden aufschlug, bevor er das Bewusstsein verlor.
Der Schütze der Rhino-Balliste hatte inzwischen den letzten Kentrosaurus durchbohrt. Drei der vier Bogenschützen und die letzten Keiler waren auch schon gefallen. Wenige Minuten später waren alle tot. Alle? Nein. Goral lebte noch, was die Barbaren aber sofort bemerkten.
„Töten wir ihn“, meinte einer von ihnen. Der Krieger hob seine Axt.
„Nein!“, sagte eine junge Lanzenträgerin.
Sie hielt die Waffe ihres Kameraden fest.
„Wir können ihn bestimmt für viel Nahrung als Sklave verkaufen.“
„Sie hat Recht“, meinte der Schütze der Balliste und Anführer der Barbaren, „wir nehmen ihn mit. Fesselt ihn!“ Als dieser Befehl ausgeführt worden war zogen die Barbaren weiter. Das Dorf würde dieses Massaker nicht ungesühnt lassen. Und auf dieses Risiko wollten sie sich nicht einlassen. Die Gruppe benutzte einige geheime Waldpfade. Die Wege zwischen den Dörfern und Städten der Insel waren zu gefährlich. Nach einer guten Stunde erreichten sie die Ebene, auf der die Stadt Kroy Wen lag. Sie war die Hauptsiedlung des großen Eilandes und zählte etwa 1.300 Einwohner. Damit war sie eines der größten Bevölkerungszentren der Welt. Eine Herde Megaloceros sprintete an den Barbaren vorbei. Sie vollführte eine weite Rechtskurve und verschwand dann in einem Wäldchen. Nach einer weiteren Stunde waren sie in der Stadt. Es herrschte ein reges Treiben. Die Balliste und Fromur waren vorher unter einer Decke bedeckt worden. Eim Mammut stampfte langsam an den Barbaren vorbei. Die Decke blieb an einem Stoßzahn des Tieres hängen und wurde abgestreift. Die Balliste und Goral wurden sichtbar.
Der Reiter des Mammuts erblickte sofort die mächtige Waffe und wendete sein Tier.
Goral wachte unsanft auf. Wo war er? Dann sah er, in welcher misslichen Lage er steckte. Die Barbaren waren bis nach Kroy Wen gereist. Und sie waren entdeckt worden. Drei Krieger wurden vom Mammut umgestoßen. Sie standen nicht mehr auf. Eine Lanzenträgerin kam auf ihn zugelaufen. Sie band ihn los.
„Wir müssen hier weg“, flüsterte sie ihm zu, als sie ihm seine Waffe reichte. Gorals Verstand wusste es besser, doch in diesem Moment hatte sein Herz die Kontrolle übernommen. Er rannte knapp hinter der Barbarin in eine Seitengasse. Sie mussten zum Hafen Kroy Wens, der zudem der größte des Nordlands und fünfgrößte der Welt. Die Barbarin rannte um eine Ecke. Goral folgte ihr. Nach fünf Minuten waren sie am Hafen. Schiffe jeglicher Größe – vom Fischerboot bis zum Übersee-Transportschiff – lagen im Becken. Die beiden Angehörigen des Nordvolkes beruhigten sich langsam wieder.
„Warum hast du mich losgebunden?“, fragte Goral die Barbarin.
„Ich konnte das Leben als Verbrecherin nicht mehr ertragen. Diese Situation eben war der perfekte Zeitpunkt. Und ich brauche dich, weil bei uns auf Verrat der Tod steht. Wenn jemand das eben überlebt hat, wird er sich bestimmt an mir rächen wollen“, antwortete die Gefragte.
„Ich verstehe, aber zuerst sollten wir von hier verschwinden“, meinte Goral. Die ehemalige Barbarin hatte das selbe vor. Sie fragten den Kapitän eines Übersee-Schiffs, ob er sie mitnehmen könne.
„Natürlich kann ich euch beiden Landratten mitnehmen. Falls es euch interessiert: Wir segeln nach Forkenburg. Aber wir legen erst heute Abend ab. Also erkundet erst mal die Stadt. Hier gibt es sehr viel zu entdecken.“
Doch die beiden Angehörigen des Nordvolks wollten lieber auf dem Schiff bleiben.
„Natürlich müsst ihr in der Kombüse helfen oder das Deck schrubben.“
Aber dass war auf Schiffreisen normal. Goral ging unter Deck, während die Barbarin die Kombüse aufsuchte, um dort zu helfen. Das Schiff hatte ausschließlich Getreide geladen. Hunderte, nein tausende von Säcken waren hier gestapelt. Fromur hörte ein Rascheln links neben sich. Es war ein Leptidtideum. Das kleine Säugetier war einer der größten Schädlinge der Welt. Tonnen von Getreide fielen ihnen jedes Jahr zum Opfer. Goral packte das kleine Tier und ging wieder aufs Deck. Er schritt zur Reling und schmiss es von Bord. Die Tiere konnten nicht schwimmen, obwohl sie fast ausschließlich auf Schiffen lebten. Einige Stunden später verließ das Schiff den Hafen. Kroy Wen wurde immer kleiner, bis es am Horizont verschwand. Die Wellen umspielten das Schiff. Drei Ichtyosaurier begleiteten den Transporter. Die fischähnlichen Reptilien sprangen fröhlich durch die Luft. Nichts deutete auf das hin, was einen Tag später passieren würde.
Gestrandet
Die aufgehende Morgensonne blendete Goral. Das Schiff hatte ungefähr den halben Weg zurückgelegt. Das Meer war vollkommen ruhig. Drei Rhamphorynchus flogen über das Schiff hinweg. Einer stürzte ins Wasser herab und tauchte mit einem Fisch wieder auf. Plötzlich flatterten die kleinen Flugsaurier davon. Ein gigantischer Schatten zog unter dem Schiff hinweg. Er wendete und im nächsten Moment schoss ein gigantischer Kiefer aus dem Wasser. „Liopleurodon!“, schrie ein Matrose, kurz bevor er im Maul des gewaltigen Meeresreptils verschwand. Dann verschwand der größte Räuber der Welt wieder im Wasser. Doch es war noch nicht vorbei. Der Liopleurodon drückte von unten gegen das Schiff, bis es in Höhe des Mastes barst. Das Schiff ging unter. Das gigantische Reptil robbte auf das Deck. Goral sah nur einen Chance, dem sicheren Tod zu entkommen: Er sprang seitlich vom Schiff. Es war verloren. Wenige Minuten später hatte das Meeresreptil seinen Hunger gestillt. Es tauchte wieder ab. Nur Goral und die Lanzenträgerin waren entkommen. Sie war ihm nach gesprungen. Die beiden schwammen auf eine Insel zu. In den Steilklippen, die die ganze Insel umgaben, war eine Höhle. Sie lag nur wenige Zentimeter über dem Meeresspiegel. Goral kletterte hoch, bevor er der Lanzenträgerin aufhalf. Die beiden schauten in die Schwärze.
„Was wird wohl da drin lauern?“, fragte die Lanzenträgerin.
„Keine Ahnung“, antwortete Goral, „aber wenn wir hier wegwollen müssen wir da durch.“
Die beiden Menschen betraten die Höhle. Kristalle an den Wänden tauchten alles in ein fahles, bläuliches Licht. Alle Farben wirkten etwas gedämpft. Ein Coelophysisskelett war an die Wand gelehnt. Die Knochen waren reinweiß. Das Tier musste schon vor etlichen Jahren verendet sein. Goral und die Lanzenträgerin gingen tiefer in die Höhle hinein. Der Boden war rutschig und von Algen bewachsen. Die ganze Szenerie wirkte etwas irreal. Dann gabelte sich die Höhle. Stalagmiten hingen von der Decke herab.
„Hallo!“, schrie die Barbarin.
„Was soll das?“, fragte Goral leicht verärgert.
„Ich teste von wo das Echo kommt. Denn dort gibt es keinen Ausgang. Das Echo kam von rechts, also sollten wir nach links gehen“, antwortete sie. Das klang einleuchtend, weshalb sie nach links gingen. Die Höhle führte nach oben. Ein lautes Rauschen war zu hören. Was war das nur? Der Gang wurde immer breiter. Doch einige Stalaktiten verhinderten das schnelle Rennen. Nach etwa fünf Minuten hatten sie die Gesteinszapfen überwunden. Und dann sahen sie die Quelle des Rauschens: Ein unterirdischer Fluss, der laut tosend durch den Hauptgang der Höhle floss. Fische ohne Augen schwammen in ihm herum. Die Tiere hatten sich an ihre Umwelt angepasst. Dann sah Goral ein goldenes Schimmern im Fluss. Fromur griff ins Wasser und zog einen goldenen Ring heraus.
„Den können wir bestimmt für viel Nahrung verkaufen“, meinte die Barbarin.
„Nein, er ist meiner!“, erwiderte Goral.
„Wie du meinst…“, meinte die Barbarin nur noch, „aber erstmal müssen wir sehen wie wir hier rauskommen.“
„Wir springen in den Fluss“, meinte Goral, „er führt bestimmt irgendwo aus der Höhle heraus.“
Die Barbarin wollte gerade noch etwas erwidern, doch da war Goral schon ins Wasser gesprungen. Der Fluss floss ungeheuer schnell einer Öffnung ins Freie entgegen. Gorla wurde durch den großen Helligkeitsunterschied geblendet. Dann merkte er, dass er im Freien Fall war. Der Fluss war in etwa 30 Metern Höhe aus der Höhle ausgetreten und stürzte nun als Wasserfall dem neuen Flussbett entgegen. Wenige Sekunden später tauchte Goral ins Wasser ein. Ein Macrolemys schwamm an ihm vorbei. Dann kam der Nordmann wieder an die Wasseroberfläche. Er schwamm ans Ufer. Dann sah er die Lanzenträgerin herunterstürzen. Auch sie kam ohne Verletzungen davon. Doch sie sah nicht wirklich erfreut aus.
„Wenn du das noch einmal machst dann…!“, sagte sie wütend.
Doch plötzlich hörten sie einen Hilferuf. Ein Nordmann kam auf sie zu gerannt.
„Hilfe, helft mir!“, schrie er. Dann ertönte ein kurzes Rattern. Der Mann fiel um. Blut sickerte in den Boden ein. Ein Mensch in einer fremdartigen Rüstung kam aus dem Wald, der wenige Meter neben dem Ufer begann. Er hielt eine seltsame Waffe in der Hand. Dann sah er die beiden.
„Verdammt, Zeugen“, sagte er. Er hob seine Waffe und zeigte auf Goral, welcher instinktiv sein Schild hochhielt. Das rettete ihm das Leben. Die Kugeln prasselten in Massen gegen das Schild, schafften es jedoch nicht, es zu durchdringen. Dann begriff Fromur, was eben geschehen war: Der Feind hatte den Mann umgebracht. Im Ehrencodex des Nordvolkes stand, dass Tod mit Tod gerächt werden müsse. Goral rannte auf den MG-Schützen zu, nahm aber das Schild nicht runter. Dann war er in Angriffsreichweite. Goral ließ die Axt in das Fleisch des Feindes fahren. Dieser schaute entsetzt auf die stark blutende Wunde, als der Krieger einen zweiten Hieb ausführte, der die Lunge und das Herz des Feindes zerfetzte. Der Schütze fiel um. Der Nordmann war gerächt worden. Er konnte sich nun an Odins Tafel setzen und aus den Schädeln seiner Feinde trinken.
„Was war das?“, fragte die Lanzenträgerin ungläubig.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Fromur.
Plötzlich brach eine Herde Rhinos aus dem Wald. Sie zertrampelten alles, was ihnen in den Weg kam. Ein Megaloceros wurde wortwörtlich zu Brei getreten. Dann war die Herde im Wald auf der anderen Seite des Flusses verschwunden. Dann erschien ein letztes, offenbar verletztes Nashorn. Dann sahen die beiden den Grund der Panik der Tiere: Eine gigantische, zweibeinige Maschine kam aus dem Wald gestampft. Sie nahm das Rhino, warf es auf den Boden und trat drauf. Dann drehte es sich zu den beiden Menschen um.
„Hier Exoskelett 2, wir haben Schütze 23 verloren“, sprach es, „und ich habe hier den Grund für seinen Tod. Erbitte Erlaubnis die beiden zu erledigen.“
„Erlaubnis erteil!“, sprach eine Stimme.
Das Exoskelett stapfte auf die beiden zu. Gegen einen so mächtigen Feind hatten die beiden keine Chance.
Der große Kampfläufer war nun nur noch 20 Meter von den beiden Menschen entfernt. Goral machte sich für einen aussichtslosen Kampf bereit. Das Exoskelett packte die Lanzenträgerin und drückte die Hand zusammen. Goral reagierte innerhalb weniger Sekunden: Er warf die Axt in Richtung des Piloten. Die Waffe blieb in der Brust des Feindes stecken. Die nun führerlose Maschine geriet ins Straucheln und fiel nach hinten um. Sie zerbrach am Boden. Die Lanzenträgerin stand auf.
„Danke, damit sind wir quitt“, meinte die junge Frau, „aber wir sollten sehen, ob in der Sielung alles in Ordnung ist.“
„Woher weißt du dass hier eine Siedlung ist“, fragte Goral.
„Wo Menschen sind ist auch eine Siedlung.“
Goral zog seine Axt aus dem Körper des Piloten.
„Ich frage mich nur was das für ein Ding war.“
Die beiden gingen den Fluss entlang. Die Rhino-Herde und die Maschine hatten eine Schneise der Zerstörung hinterlassen. Alle Bäume waren umgeknickt. Der Boden war umgepflügt worden. Ein totes Rhino lag etwa 200 Meter Wald einwärts. Eine große Streitaxt steckte in seinem Körper. Die beiden entschieden spontan, den Wald zu betreten. Nach etwa 40 Sekunden rennen waren die beidem am Kadaver des Säugetiers. Goral zog die Axt heraus und schwang sie probeweise durch die Luft.
„Die liegt gut in der Hand“, kommentierte er die Hiebe.
„Sieht man“, antwortete die Lanzenträgerin.
Dann gingen sie weiter. Sie merkten nicht, dass sie von einem der größten Landraubtiere der Welt beobachtete wurden.
Der Allosaurus hatte die beiden Menschen genau im Blick.
Er atmete aus. Er wartete einige Sekunden, bis er wieder einatmete. Er spannte jeden einzelnen Muskel seines Körpers an. Dann sprintete er aus dem Wald.
Goral sah aus den Augenwinkeln, wie die Bestie aus dem Gebüsch schoss. Sie rannte genau auf ihn zu. Der Krieger wandte sich sofort um und machte sich bereit. Der Saurier schnappte nach ihm, doch Goral war schneller und verpasste dem Allosaurus eine Narbe an der Spitze der Schnauze. Das Reptil wich kurz zurück, bevor es wieder nach dem Menschen biss. Doch dieser war schon nach rechts weg gesprungen und schlug mit seiner neuen Axt ein zweites Mal zu. Diesmal war die Wunde tiefer. Der Allosaurus brüllte vor Schmerz. Dann traf die Lanzenträgerin das Raubtier. Sie bohrte ihre Waffe tief in das Fleisch des Sauriers. Das Tier wusste für einen kurzen Moment nicht, welchen der beiden es attackieren sollte. Es entschied sich für die Lanzenträgerin. Doch dadurch hatte Goral freie Bahn. Er sprang auf den Rücken des Sauriers und durchtrennte sein Rückenmark. Das Reptil brach zusammen. Es atmete noch ein letztes Mal aus. Dann war es tot.
„Es hätte sich lieber zweimal überlegen sollen ob es uns angreift. Aber danke, wie heißt du jetzt eigentlich?“, meinte Goral.
„Mein Name ist Kulja“, antwortete die Lanzenträgerin.
Die beiden gingen weiter. Zwei solch große Kadaver wie die des Rhinos und des Allosaurus würden nicht lange unbemerkt bleiben. Aasfresser wie der Velociraptor waren überall heimisch. In Herden von teilweise bis zu 20 Tieren zogen sie in das Land und griffen teilweise sogar Räuber von der Größe eines Baryonyx an. Doch nur selten glückte ein solcher Angriff. Die Schneise aus umgeknickten Bäumen nahm eine Kurve. Dann sahen die beiden das Dorf: Es brannte lichterloh. Überall lagen getötete Einwohner. Wie es aussah hatte niemand überlebt. Goral und Kulja rannten in die Ruinensiedlung. Ein Bürger war mit einem Speer an eine Wand genagelt worden. Das Blut war durch die Hitze des Feuers eingetrocknet. Doch dann erblickte Kulja die größte Grausamkeit.
„Bei Odin“, brachte sie nur noch hervor, als sie das vollkommen ausgeweidete Mammut erblickte. Die Eingeweide des Tieres waren um es verteilt.
Goral musste sich fast übergeben. Das war selbst für einen Krieger des Nordvolkes was zu viel. Auch Kuljas Gesicht hatte eine leicht weißgrüne Färbung. Sie ging näher auf das tote Tier zu und hob einen kleinen Metallkörper auf.
„Was ist das?“, fragte sie.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Goral, „aber die Waffe des Feindes des Flusses verschoss auch solche Dinger.“
„Der Drachen Clan hat ganz ähnliche Waffen“, meinte Kulja.
„Der Drachen Clan ist doch nur eine Legende“, meinte Goral.
„Sieht das wie eine Legende aus?“, antwortete sie, als sie einen Stofffetzen aus ihrer Tasche. Auf dem grünen Grund war ein gelber Drache gemalt.
„Aber woher kennst du den Drachenclan?“
„Vor einigen Monaten waren die Barbaren und ich im Dschungel. Wir hatten von einem betrunkenen Schlucker eine Schatzkarte erhalten. Auf unserem Weg sind wir auf eine Siedlung des Drachen Clans gestoßen. Da unsere Nahrungsvorräte zu Ende gingen tauschten wir mit ihnen unsere Pelze gegen Reis. Als Präsent hat jeder von uns solch ein Stück Stoff bekommen“, erklärte Kulja.
„Wenn der Drachen Clan solche Waffen einsetzt sollten wir ihnen vielleicht mal einen Besuch abstatten“, sagte Goral.
„Dafür brauchen wir erst einmal ein Schiff.“
„Dann nehmen wir doch das da.“ Der Krieger zeigte auf ein fremdartiges, schwarz-rotes Schiff. Es lag halb auf dem Land. Ein Rotor war an seinem Heck angebracht. Die beiden Angehörigen des Nordvolks rannten auf den Strand zu, an dem das Boot lag. Golan sprang auf es. Dann zog er Kulja hoch, da sie durch ihre Lanze behindert wurde. Der Kapitän startete sein Gefährt, doch Golan und Kulja waren an Bord und schritten auf die Brücke zu. Der Krieger trat wütend die Tür auf. Sie flog aus den Angeln. Der Kapitän drehte sich entsetzt um. Er wusste wohl, was in wenigen Momenten mit ihm passieren würde.
Golan war rasend vor Wut. Das ganze Dorf war ausgelöscht worden. Und dieser Mann war daran beteiligt gewesen.
„Bald werden unsere Gefallenen aus deinem Schädel trinken“, sagte er wütend.
Im nächsten Moment trennte er den Kopf des Feindes sauber vom Hals ab. Der Krieger drehte das Luftkissenboot nun vollends. Dann startete er den Heckrotor. Das Gefährt beschleunigte schnell. Golan nahm den Körper und trat aufs Deck. Das Schiff war nun schon etwa 300 Meter von der Insel entfernt. Der Krieger schmiss den Körper ins Wasser. Sollten sich die Wesen des Meeres doch um die Entsorgung kümmern. Das Boot wurde immer schneller, bis es wenige Zentimeter aus dem Wasser abhob. Trotzdem war es außerordentlich stabil.
Golan trat wieder auf die Brücke. Kulja schaute aufs Meer heraus. Ein Cryptocleidus sprang aus dem Wasser. Einige Sekunden später tauchte das etwa acht Meter lange Tier wieder ins Wasser ein. Es versuchte mit dem Luftkissenboot Schritt zu halten. Doch mit seinen gut 65 Kilometern in der Stunde war es viel schneller als das Meeresreptil. Die Inseln am Horizont zogen vergleichsweise schnell vorbei. Die Luft wurde langsam trockener. Die Savanne kam näher. Der Mischwald wurde langsam aber sicher durch Pinien ersetzt, die wesentlich weniger Wasser benötigten. Zwei Stunden später erschien die erste Wüsteninsel. Das Boot passierte sie in etwa 300 Metern Entfernung. Plötzlich erbebte das Gefährt.
„Was war das!?“, schrie Golan
„Wir sind mit einem Felsen kollidiert!“; antwortete Kulja.
Golan schaute aus einem der Seitenfenster der Brücke. Was er sah gefiel ihm gar nicht: Die eine Seite des Bootes war vollkommen aufgerissen worden.
Der Nordmann übernahm sofort das Steuer. Es gab nur eine Chance, mit der sie überleben konnten: Sie mussten das Schiff am Strand der Insel auflaufen lassen. Golan rückte das Steuerruder mit aller Kraft nach rechts. Doch das Boot reagierte kaum. Kulja nahm das Ruder nun auch und zusammen ließ sich das Schiff viel leichter manövrieren. Nach einer Minute des Bangen und Zitterns war es geschafft. Das Boot raste auf die Insel zu. Den beiden blieben nur wenige Sekunden, um sich auf den Aufprall vorzubereiten. Die beiden hielten sich an den Steuerpulten fest. Dann traf der harte Stahl des Bugs auf den weichen Wüstensand. Er grub sich trotz der platten Form etwa einen halben Meter tief in die winzigen Gesteinsbrocken ein. Golan rappelte sich auf.
„Nicht so heftig wie ich erwartet hatte“, sagte er.
„Also für mich war das stark genug“, antwortete Kulja.
Golan trat ins Freie und sprang vom Wrack. Kulja folgte ihm. Wir sind hier im reinsten Sandkasten gelandet. Er trat mit seinem rechten Fuß in den Sand.
„Lass uns doch erstmal auf die Düne dort gehen“, erwiderte Kulja.
Nach wenigen Minuten Wanderung durch den glühend heißen Sand standen sie an der Spitze des Sandberges. Der Anblick überwältigte beide:
Hunderte von Sauriern aller Größen tummelten sich um einen Fluss. Darunter waren so gigantische Tiere wie Brachiosaurier, aber auch Winzlinge wie einige Angehörige der Art Psittacosaurus. Sie alle tranken aus dem breiten, aber flachen Strom.
„So viel zur Wüste“, meinte Kulja. Die beiden rutschten die Düne herunter. Einige Styracosaurier sahen die Menschen teilnahmslos an, bevor sie sich wieder der bodennahen Vegetation zuwendeten. Doch Kulja merkte, dass die Tiere angespannt waren. Dann ein ohrenbetäubendes Brüllen. Kulja hielt nach der Quelle des Geräusches Ausschau. Doch wenn man den Erzählungen der alten Glauben schenken durfte, dann konnte das nur ein Tier gewesen sein. Und dann kam es in Sicht. Auf einer Düne auf der anderen Seite des Flusses stand der König der Welt: Tyrannosaurus Rex. Er war zwar nicht der größte, aber in Sachen Bisskraft konnte ihm nur der Liopleurodon nacheifern. Die ersten kleineren Tiere ergriffen schon panisch die Flucht. Die Hornsaurier waren angespannt und starrten den Fleischfresser an. Die Brachiosaurier und Diplodocus hingegen bleiben ruhig. Ein allein jagender Rex würde niemals einen der großen Sauropoden angreifen. Dann schritt das Tier langsam die Düne herunter und stand schon bald am anderen Ufer des Flusses. Es wählte ein Beutetier aus. Die Styracosaurier hatten ihren Weideplatz inzwischen auch verlassen. Die Diplodoci peitschten warnend mit den Schwänzen. Kulja und Goral gingen unter den massigen Tieren in Deckung. Dann rannte der Tyrannosaurus los. Trotz seines Gewichtes konnte er doch schnell genug rennen um einen Horn- oder Panzersaurier einzuholen. Das Tier passierte die Sauropodenherde und verfolgte einen großen, aber offensichtlich verletzten Styracosaurus. Dieser drehte sich zwar noch um, aber der Raubsaurier war schon auf seinen Rücken gesprungen und riss ihm den Rücken auf. Der große Pflanzenfresser schaffte es zwar den Räuber abzuwerfen, doch dieser hatte sich schnell aufgerappelt und packte das Beutetier im Nacken. Er riss den Kopf hoch und zerriss damit die Wirbelsäule des Styracosaurus. Das große Tier sackte zusammen, während der Fleischfresser große Stücke aus seinem Kadaver herausriss. Die Diplodoci hatten sich inzwischen wieder beruhigt, da von einem satten Tyrannosaurus keine Gefahr mehr ausging.
Der Sand färbte sich rot vom Blut des toten Hornsauriers. Kulja und Golan passierten den Fluss, ließen den gigantischen Fleischfresser nicht aus den Augen. Doch dieser war vollkommen mit seiner Beute beschäftigt. Die Düne am anderen Ufer des Flusses war nicht so steil wie die auf der Seite, von der sie gekommen waren. Doch der Sand klebte an den Schuhen der beiden. Der Rest der Insel sah vollkommen anders aus als das Flusstal: Sie war eine einzige Wüste. Ein Stegosaurusskelett lag auf der nächsten Düne. Doch trotz allem schien Golan eine Siedlung zu sehen. Doch es konnte genau so gut eine Fata Morgana sein. Die beiden gingen weiter. Der Sand knirschte unter ihren Füßen. Ein Skorpion erschien im Sand und flüchtet vor den beiden, bis er von einer kleinen Echse gepackt wurde. Ein leises Knirschen war zu hören, als der Panzer des Gliedertieres brach. Golan schaute auf eine Bergkette im Westen. Er konnte sich nicht erklären warum, aber irgendetwas stimmte mit ihm nicht.
Babbit stieg die wenigen Stufen zum Kontrollpult hoch.
„Starten sie den Sturm!“, befahl er. Der Mann am Pult salutierte. Er drückte auf einige Tasten.
„Countdown gestartet. Noch fünf, vier, drei, zwei, eins, null.“
Vollkommen unerwartet erschienen dunkle Wolken im Gebirge, das von Golan beobachtet wurde. Das Unwetter hatte wenige Minuten später die ganze Insel umschlungen. Starkregen setzte ein und Blitze zuckten vom Himmel. Ein einzelner Maiasaura rannte die Düne herunter. Kurz danach folgte die gesamte Herde. Sie waren völlig panisch. Ein Blitz schlug mitten in den Tieren ein. Fünf von ihnen waren sofort tot. Die nachfolgenden Exemplare fielen über ihre toten Artgenossen und stürzten die Düne herunter. Noch bevor sich die ersten Tiere wieder aufrappeln konnten stürzten die nächsten auf sie drauf. Etliche Hadrosaurier kamen in dem Knäuel von Leibern um. Kulja schaute nach links. Eine gigantische Silhouette stand neben ihr. Der Tyrannosaurier war durch den dichten Regen kaum zu erkennen. Er trabte auf die toten Maiasaura zu. Er fischte einen Kadaver heraus und begann zu fressen. Gigantische Brocken Fleisch wurden aus dem Pflanzenfresser gerissen. Auf der anderen Seite erschien plötzlich ein weiterer Fleischfresser. Doch dieser hatte es nicht auf einen der Maiasaura, sondern auf Golan und Kulja abgesehen. Die beiden rannten los. Der zweite Tyrannosaurus brüllte und folgte den beiden. Die Erde bebte bei jedem Schritt des Sauriers, der immer näher kam. Plötzlich erschien ein Brachiosaurus direkt vor den beiden Menschen. Er bäumte sich auf, wurde aber im nächsten Moment von einem Blitz getroffen. Der Fleischberg stürzte zur Seite um. Golan und Kulja rannten im letzten Moment unter dem Hals des Sauropoden hindurch. Die Erde zitterte als die gut 80 Tonnen Fleisch mit ihr zusammentrafen. Der Rex sprang auf den Körper des großen Pflanzenfressers, hielte kurz inne und brüllte erneut. Dann nahm er die Verfolgung wieder auf. Dann sah Kulja die Rettung.
„Da, eine Ankylosaurusherde! Dort sind wir vor dem Tyrannosaurus sicher.“
Die beiden Menschen rannten in die Gruppe der schwer gepanzerten Saurier. Der Rex blieb stehen. Er schätzte seine Chancen ab. Dann brüllte einmal laut, bevor er auf die beiden Menschen zusprintete. Ein Ankylosaurus wertete das als einen Angriff. Er holte mit seiner knöchernen Keule aus und traf den linken Arm des Raubtieres. Der Tyrannosaurus brüllte vor Schmerz auf und wich zurück. Der Ankylo trabte die Keule schwingend auf den Saurier zu. Dieser tat das einzig logische und entfernte sich. Der getroffene Arm hing schlaff herunter. Der Regen schwächte sich langsam ab. Wenige Minuten später brach die Sonne durch die schwarzen Gewitterwolken. Sie offenbarte ein Bild der Zerstörung. Hunderte Saurier aller Arten waren umgekommen. Fast die gesamte Maiasauraherde war verendet. Die beiden Tyrannosaurier taten sich gütlich an ihr. Einer der gigantische Fleischfresser riss den Kopf eines der toten Hadrosaurier ab und verschlang ihn ohne mit der Wimper zu zucken. Der Brachiosaurus lag unnatürlich verkrümmt auf dem feuchten Sand. An einigen Stellen war die Haut durch die unglaubliche Energie des Blitzes aufgeplatzt. Der Geruch gebratenen Fleisches lag in der Luft. Der gigantische Berg aus Muskeln würde etliche Tiere wochenlang ernähren. Die beiden gingen weiter. Sie konnten hier nichts mehr tun.
„Befehl ausgeführt, Sturm schwächt sich ab“, sagte der Steuerungsoffizier
„Gut“, antwortete Babbit zufrieden. Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarre.
„Sir“, meinte der Offizier.
„Ja!?“, fragte der Vorsitzende der SEAS mit Nachdruck.
„Der Wüstenreiterstamm… es gibt Überlebende.“
„Was!“ Babbit war sichtlich erzürnt. Er wandte sich zu einem anderen Offizier um.
„Schicken sie drei Exoskelette und einen Executor los!“, befahl er mit Zorn in der Stimme.
„Ayeaye, Sir.“
„Da, eine Siedlung!“, schrie Golan erfreut.
Die beiden rannten los. Sie stolperten fast, als sie einen Abhang übersahen. Nach einigen Minuten waren sie in der kleinen Siedlung der Wüstenreiter. Die Planen der Zelte waren zwar zerfetzt, doch es gab keine Verletzten oder gar Tote.
„Wer seit ihr?“, fragte einer der Nomaden misstrauisch.
„Wir sind Golan und Kulja vom Stamm der Kroy Weni“, antwortete Golan.
„Gut, wir können euch vertrauen. Wir bedauern, dass ihr in dieses furchtbare Unwetter geraten seid. Seit dem wir von diesen mechanischen Kämpfern attackiert wurden treten diese Stürme häufiger auf.“
„Mechanische Kämpfer?“, fragte Golan, während er den seltsamen Metallkörper hervorholte. Er zeigte ihn dem Wüstenreiter.
„Mit genau diesen Dingern wurden wir angegriffen! Einige der Feinde konnten jedoch in die Berge entkommen.“
„Dann heizen wir ihnen mal ein“, meinte Golan, „sie haben eines unserer Dörfer vollständig ausgelöscht. Unser Ehrencodex schreibt vor, dass sie alle sterben müssen.“
„Gut, ich komme mit“, sagte der Nomade. Er zog seinen Bogen hervor.
„Exoskelette 3, 9 und 18 schließen sich Executor 5 zur Landebucht an“, kam es aus den Lautsprechern des Trägerschiffes „Geheimnisbewahrer“. Es war mit einer Länge von 234 Metern das mit Abstand größte Vehikel der SEAS. Es konnte 4000 Tonnen fassen und besaß 20 Luftkissenboote. Es lag etwa 30 Kilometer von der Zielinsel entfernt. Der Wüstenreiterstamm hatte einen SEAS-Standard-Erkundungstrupp entdeckt und fast vollständig eliminiert. Nur fünf MG-Schützen waren entkommen. Wenn jemand den SEAS auf die Spur kommen würde… die Folgen für beide Welten wären nicht absehbar. Doch auch an anderen Orten gab es Ungereimtheiten: auf einer nördlich gelegenen Insel waren ein Exoskelett zerstört worden und das Luftkissenboot verschwunden.
Doch die Größte Gefahr kam aus der anderen Welt, von den SEAS „Normalwelt“ genannt: drei Forscher: eine Schwedin ein Ungarn und ein Amerikaner waren vor kurzem in diese Welt gebracht worden und spurlos verschwunden. Gerüchten zufolge gab es eine Rebellion bis in die Führungsebene. Das Luftkissenboot verließ die „Geheimnisbewahrer“ und steuerte auf die Wüsteninsel zu.
Der Aufstieg in die Berge war beschwerlich. Vor allem in voller Kampfmontur. Doch gegen die massiven Waffen der Feinde wäre jede Art von Rüstung ein Segen. Golan schaute auf die Gipfel herauf. Einige Wolkenfetzen umhüllten sie. Nichts deutete mehr auf den vernichtenden Sturm hin. Selbst der Boden war schon getrocknet. Der schmale Bergpfad führte auf ein mittelgroßes Plateau. Dort oben mussten die Feinde sein. Ein paar Felsen versperrten den Weg, Sie waren wohl als behelfsmäßige Mauer dort hingerollt worden. Golan schaute die Gesteinsbrocken kurz an und zog einen kleinen weg. Alle Felsen rollten den Steilhang runter.
„Wie hast du das gemacht?“, fragte Kulja erstaunt.
„Wenn man weiß welcher Fels alles stützt wird es simpel“, antwortete der Gefragte. Sie gingen weiter. Nach etwa fünf weiteren Minuten waren sie auf dem Plateau. Akazien und Baobabs bildeten einen dichten Pflanzenteppich. Überall am Boden schwirrten Insekten umher. So leblos die Savanne an den meisten Orten war, umso reicher war das Leben an den wenigen Oasen. Plötzlich Rattern. Etwa zwanzig Metallkörper zischten knapp an Golans Kopf vorbei. Dieser drehte sich sofort in die Richtung, aus der die Schüsse kamen und rannte auf eine Baumgruppe zu. Die Waffe des Feindes hatte mit Ladehemmungen zu kämpfen. Er schaute noch kurz auf, bevor harter Stahl durch weiches Fleisch schnitt. Warmes Blut spritzte auf den Boden. Golan hielt nach dem nächsten Feind Ausschau. Nichts.
Kulja hechtete in Deckung. Die Schüsse prasselten gegen den Sandsteinfelsen. Lange würde das Gestein dem Kugelhagel nicht lange standhalten. Große Brocken lösten sich und zerbröselten. Kulja sprintete in einen Wald. Die Lanze behinderte sie nur und würde gegen den Infanteristen auch herrlich wirkungslos sein. Sie steckte sie senkrecht in den Boden. Sie holte ihren Dolch heraus. Der würde in dieser Situation nützlicher sein. Die Kugeln zerfetzten die Vegetation. Ein Baumfarn knickte um. Er begrub etliche kleinere Pflanzen unter sich. Kulja rannte hinter den nächsten Felsen. Dieser war aus festerem Gestein. Kulja verharrte, bis der Hagel aus Kugeln stoppte. Dann rannte sie in die Baumgruppe, aus der die Geschosse kamen. Der Feindschütze lud hektisch nach. Das Magazin klemmte. Er zog es mühsam wieder raus und stopfte es ein zweites Mal in den Lauf. Kulja rannte auf den Feind zu. Er schoss. Ein stechender Schmerz durchfuhr Kuljas linken Arm. Doch sie rannte unbeirrt weiter und durchschnitt die Kehle des Feindes. Helles Blut schoss aus der Wunde. Der Feind versuchte noch die Blutung zu stoppen, doch es war zu spät. Er fiel in den Staub und starb. Kulja betrachtete nun ihren Arm. Eine runde, tiefe Wunde war im Oberarm. Sie spürte, dass etwas in ihr steckte. Sie hob die Kugel mit ihrem Dolch aus ihrem Arm. Danach verband sie die Wunde, um die Blutung zu stoppen.
Sie ging weiter und hielt nach dem nächsten Feind Ausschau. Nichts war zu sehen.
San’tek spannte die Sehne seines Bogens. Er ließ die Sehne los. Der Pfeil aus einem angespitzten Knochen sauste auf den MG-Schützen zu. Er blieb in der Schulter des Mannes stecken. Der Feind schrie vor Schmerz auf. Er ließ seine Waffe fallen. Ein zweiter Pfeil schoss auf den Schützen zu. Er durchbohrte sein Herz. San’tek ging weiter. Fünf Feinde waren vor einigen Tagen entkommen. Jetzt waren es nur noch vier. Höchstens.
Golan hatte die kleine Baumgruppe inzwischen verlassen. Er schwang seine Axt gelangweilt durch die Luft. Er wollte kämpfen. Er schlug seine Axt in einen Baum. Nur mit etwas Mühe konnte er sie wieder herausziehen. Nirgends war ein Gegner zu sehen. Dann sah er Kulja. Sie hatte ihre Lanze abgelegt und führte stattdessen einen Dolch. Golan schwor sich, dass auch die letzten Feinde nicht entkommen würden.
Exoskelett 18 stapfte durch den Wüstensand. Die Saurier gingen ihm aus dem Weg. Ein Rudel Gallimimus fraß gerade an einem toten Brachiosaurus. Das Lager der Wüstenreiter war nicht mehr weit entfernt. Von der nächsten Düne aus war es schon genau zu erkennen. Jedoch bemerkte ein gezähmter Brachiosaurus die SEAS-Einheit. Die Reiterin reagierte sofort und gab den Angriffsbefehl. Die Gruppe aus drei Stegosauriern, einem Ankylosaurus, dem Brachiosaurus und einigen Fußsoldaten verließ das Lager des Nomadenvolkes. Doch die SEAS waren bereit. Zeitgleich stürmten die drei Exoskelette und der Executor auf die Feinde zu. Die größte der vier Kampfmaschinen packte den Sauropoden am Hals und zog ihn nach unten. Die Reiterin fiel 17 Meter in die Tiefe und starb sofort. Der Executor hob den Fuß und zerdrückte den Kopf des Brachiosaurus, während er sich schon einem der Stegosaurier zuwendete. Ein Exoskelett benutze eine der Echsen als Waffe und tötete mit ihr die Fußtruppen. Ein anders nahm den Ankylosaurus und riss ihm den Bauch auf. Der dritte Stegosaurus geriet in Panik und schlug wild um sich. Die Reiterin konnte sich nicht halten und wurde von einem der Stacheln aufgespießt. Der Kampf war vorbei. Das Lager der Wüstenreiter wurde niedergebrannt und alle Bewohner getötet.
Der letzte MG-Schütze sank tödlich getroffen zusammen. Golan zog seine Axt aus dem Fleisch des Feindes. Der Kampf war vorbei. Die drei begannen mit dem Abstieg. Der Stamm der Wüstenreiter würde froh über den Tod der Feinde sein. Dann erblickten Golan, Kulja und San’tek das zerstörte Lager. Sie rannten herunter. Ein Arbeiter war schwer verletzt, doch er lebte noch.
„Es … es waren giga ... gigantische Maschinen. Sie haben alle“, der Mann hustete Blut, „umgebracht und sich d ... das heilige Art ... efakt geno...“
Der Nomade erschlaffte. Er war tot. San’tek kochte vor Wut.
„Sie haben meinen Stamm – mein Leben - ausgelöscht. Ihr habt schon gegen solche Feinde gekämpft. Ich komme mit euch mit“, sprach er. Der Nomade rannte los.
„Los, folgt mir zum Hafen!“, rief er, „hoffentlich ist wenigstens noch ein Schiff funktionstüchtig.“ Das ließen sich Golan und Kulja nicht zweimal sagen.
Der Hafen war wie erwartet zerstört. Doch ein Katamaran war noch intakt. San’tek sprang gekonnt auf das fragile, aber schnelle Schiff. Golan und Kulja taten es ihm nach. Der Wüstenreiter stellte die Segel in den Wind. Das Schiff beschleunigte sehr schnell.
„Wo fahren wir hin?“, fragte Kulja.
„Zur Heiligen Stadt“, antwortete San’tek, „aber jetzt möchte ich erstmal wissen, wer genau ihr seit, wo genau ihr herkommt und wie er hierher gelangt seit.“
Die beiden erzählten alles: die Schlacht bei Frakenmar, der Angriff des Liopleurodon, der Kampf gegen die Kampfmaschine, die Fahrt auf dem Luftkissenboot und dem Sturm.
„Gut, wie ich es sehe sind wir hier in eine so große Sache rein geraten, dass der Hohe Rat informiert werden muss. Die Reise zur Stadt wird etwa drei Tage lang dauern“, informierte sie der Wüstenreiter. Es dämmerte bereits. Golan übernahm die erste Wache.
Wüste und Piraten
Die „Geheimnisbewahrer“ durchpflügte den Ozean. Sie war auf den Weg zum geheimen Flottenstützpunkt 1. Die Piloten des Executors und der Exoskelette hatten berichtet, dass sie das verschollene Luftkissenboot gefunden hätten. Eine Seite war vollständig aufgerissen gewesen. Der Fall wurde untersucht, doch man ging von einer Kollision mit einem Felsen aus. Kapitän Keyes stand auf der Brücke und rauchte Pfeife. Er war nervös, denn das Schiff hatte prominenten Besuch: Ada Loven, Stellvertretende Vorsitzende der SEAS. Sie sollte das Schiff überwachen, da die Aktivität der Piraten auf der ganzen Welt erheblich zugenommen hatte. Nicht, dass der mächtige Träger irgendetwas zu befürchten hätte, doch Babbit hatte darauf bestanden. Ada schien zufrieden zu sein und verließ die Brücke. Keyes atmete tief aus. Aus dem Deck herrschte reges Treiben. Eines der Trägerflugzeuge war gerade gelandet und wurde entladen. Bald schon würde es mit Waffen und Fahrzeugen in den Dschungel zurückkehren, um Warden endlich zum Schweigen zu bringen. Dann müssten nur noch Taslow und die drei Forscher ausgeschaltet werden. Eine hohe Welle stieß gegen die Backbordseite des Schiffes. Der Träger war mitten in einen Sturm geraten. Das Flugzeug wurde hastig festgezurrt, bevor die Crew das Deck verließ. Keyes schlug gegen die Wand. Das würde alles nur unnötig verzögern und Adas Zorn auf ihn ziehen.
Drei Tage später lief der Katamaran in den Hafen der Heiligen Stadt ein. Alles war ruhig. Die Händler gingen ihren Geschäften nach und die Einwohner plauderten. Golan, Kulja und San’tek verließen das Schiff. Sie gingen den Hauptweg der Stadt hinauf. Ein gigantischer Torbogen überspannte die Straße. Drei Wachen mit langen Kampfstäben bewachten das Bauwerk. An den Spitzen der Waffen hingen große Klingen. Die drei mussten wahre Meister ihres Fachs sein, denn schon eine falsche Bewegung konnte tödlich enden.
„Was wollt ihr!?“, fragte einer der dreien grimmig.
„Wir kommen von der Insel Iruossim“, antwortete San’tek, „der Stamm der Wüstenreiter dort wurde ausgelöscht.“
„Woher willst du das wissen?“
„Ich bin der letzte Überlebende!“
„Gut, dass scheint des Rates würdig zu sein. Ihr könnt passieren“, meinte der Wächter.
Die drei passierten den Vorplatz des Tempels. Dann schritten sie durch die mächtige Pforte des Gebäudes, die von zwei Ankylosaurus-Statuen flankiert wurde. Der Statthalter wartete bereits auf sie.
„Was habt ihr vorzubringen?“, sprach er mit kräftiger Stimme.
„Edler Statthalter, der Stamm auf der Insel Iruossim wurde komplett ausgelöscht“, sagte San’tek.
„Das sind schlechte Nachrichten“, meinte der Statthalter, „ich werde den Rat umgehend informieren.“
Plötzlich ein Donnern. Golan hörte Gebäude zusammenbrechen.
„Verlasst sofort den Tempel! Wie ich sehe seit ihr gute Kämpfer und wie es sich anhört können wir jeden Krieger gebrauchen!“
Golan, Kulja und San’tek verließen das Gebäude. Die wichtigsten Gebäude der Stadt lagen in Trümmern. Einige Einwohner rannten in Richtung Hauptplatz. Einer von ihnen wurde von einem Pfeil durchbohrt. Eine Bogenschützin kam ins Sichtfeld der drei. Sie bemerkte Golan, Kulja und San’tek und spannte ihren Bogen. Doch der Krieger des Nordvolkes war schneller. Er fing einen Pfeil mit seinem Schild ab und holte mit seiner Axt aus. Die asiatisch aussehende Frau wurde sauber durchteilt.
„Das ist der Drachenclan“, meinte Kulja.
„Bei Thor...“, meinte Golan nur noch, als er aufs Meer hinausschaute. Ein gigantisches Schiff schwamm im Ozean.
Eine Salve Kanonenkugeln flog über die drei hinweg und zerstörten eine Häuserzeile. Die Gebäude stürzten in sich zusammen und begruben einige Menschen unter sich.
„Piraten“, sprach Kulja. Die Wut in ihrer Stimme war deutlich zu hören.
Eine zweite Salve schlug auf einem Platz ein und riss das Pflaster auf. Ein Mann wurde durch die Luft geschleudert und blieb liegen. Der Hagel aus Kanonenkugeln ebbte nicht ab und konzentrierte sich nun auf den Hafen der Stadt. Ein Verteidigungsturm in der Stadtmauer stürzte zusammen. Eine Staubwolke stieg auf.
„Sie wollen die Verteidigung des Hafens zerstören damit ihre Transporter eine ganze Armee in der Stadt absetzen können“, meinte San’tek Einer der drei Zeppeline der Handelsgilde wurde getroffen. Das Gas, mit dem er gefüllt war entwich explosionsartig und zerriss die Ballons, die das Gefährt in der Luft hielten. Der Laderaum und die Führerkanzel zerbarsten am Boden. Plötzlich erbebte der Boden. Golan schaute sich um. Dann erblickte er die Quelle der Bodenbewegungen: ein gigantischer, mit Kriegsbemalung und Knochen beschmückter Tyrannosaurus stapfte durch die Straßen. Er packte einen mit einer Gatling-Gun bewaffneten Parasaurolophus. Der Hadrosaurier zappelte, doch der Carnivor zeigte keine Gnade. Er biss den Saurier durch. Der Kopf, Hals und Schulterbereich sowie die Hüften und die Beine fielen zu Boden. Der Rest des Körpers verschwand im Maul der Tyrannenechse. Auch vom Reiter war nichts mehr zu sehen. Der Rex zerstapfte mit seinen Füßen einen Sumoringer. Golan, Kulja und Santek rannten zum Hauptplatz der Stadt. Ein Einwohner war auf einer Bank erstochen wurde. Das Schwert wurde durch den Mann gesteckt und schaute auf der anderen Seite wieder heraus. Dickes Blut floss auf den Boden. Einige Bürger hatten eine behelfsmäßige Barrikade errichtet und warfen mit Steinen auf die Invasoren. Ein Wurfstern blieb in einer Frau stecken. Sie hatte keine Chance. Golan schaute um die Ecke und erblickte einen Ninja. Der schwarz gekleidete Mann wurde plötzlich von einem Allosaurier gepackt und gegen ein Gebäude geschleudert. Ein roter Fleck blieb zurück, als die Leiche wieder von der Schwerkraft erfasst wurde und auf den Boden fiel. Plötzlich fiel der Theropode um. Fleischfetzen flogen durch die Luft. Ein Mörserschütze hatte von einem Saltasaurus aus eine ganze Salve in den für ihn feindlichen Saurier gejagt. San’tek schoss einen Pfeil auf den Feind. Das Geschoss traf den Hals des Schützens. Der Mann fiel vom Sauropoden und wurde unter dem rechten Vorderfuß des Sauriers zerquetscht. Der Reiter bemerkte den Tod seines Kameraden und wendete sein Tier. Das massige Reptil trampelte auf die drei zu. Ein Wüstenreiter-Krieger verschwand unter einem der baumstammdicken Füße. San’tek verschoss einen weiteren Pfeil, der im Fleisch des Saltasaurus stecken blieb. Doch das Tier zeigte keine Reaktion. Es bäumte sich auf und Golan konnte nur im letzten Moment dem Tod entgehen. Die Erde erzitterte, als etliche Tonnen Muskeln auf den Boden aufschlugen. Kulja stach mit ihrer Lanze zu. Die Waffe durchbrach die dicke Haut des Feindes und drang tief in das Fleisch ein. Blut quoll aus der Wunde.
„Wir müssen ihn irgendwie zu Fall bringen, sonst haben wir keine Chance!“, schrie Kulja. Doch wie sollte man ein solches Tier zu Fall bringen? Golan schlug verzweifelt gegen einen Fuß des Tieres. Seine Axt blieb im Knochen hängen. Der Saltasaurus brüllte vor Schmerz auf. Sein Bein knickte um. Der Sauropode konnte sich nicht mehr halten und fiel nach links um. Der Hals und der Transportkorb fielen auf das Dach eines Gebäudes. Kulja sprang auf den Körper des Sauriers und bestieg den halb zerstörte Transportkorb. Ein Schrei war zu hören als ihre Lanze die Brust des Reiters durchstach. Sie verließ den Transportkorb wieder und betrat das Dach des Gebäudes, während San’tek und Golan drei Samurai bekämpften. Kulja verschwand im Inneren des Hauses und erschien wenige Sekunden später auf einem Dach, das ein Stockwerk höher als das andere lag. Sie nahm ihre Lanze und ließ sie senkrecht nach unten schnellen. Ein Knacken war zu hören, als der Schädelknochen des noch lebenden Sauriers zerbrach. Der Körper des Tieres erschlaffte. Kulja sprang vom Dach und rutschte den Hals des Sauropoden herunter. Dabei spießte sie noch einen der Samurais auf, die ihre beiden Gefährten bedrohten. Golan hatte sein Schild gehoben und parierte die Hiebe eines der Piraten. San’tek hingegen wich immer weiter zurück, da er im Nahkampf nicht den Hauch einer Chance hatte. Golan rannte mit gehobenem Schild auf den Samurai zu und enthauptete ihn mit seiner Axt. San’tek legte einen weiteren Pfeil ein und wartete, bis der Samurai auf ihn zu rannte. Er ließ die Sehne los und das Geschoss durchschlug den Feind. Es trat wieder aus dem Körper aus und blieb etwa 30 Meter weiter liegen. Golan schaute die Straße herab.
„Bis zum Hafen ist es nicht mehr weit!“, meinte er. Er rannte los. Kulja und San’tek folgten ihnen. Plötzlich bremste der Nordvolkkrieger.
„Was ist los?“, fragte Kulja.
„Seht euch das an.“ Eine gigantische Streitmacht stand im Hafen. Der Tyrannosaurus lag tot im Wasser, das sich langsam blutrot färbte.
„Gegen eine solche Übermacht haben wir keine Chance“, bemerkte San’tek, „schaut euch allein diese beiden Saltasaurier an.“
„Dann schauen wir erstmal ob in der Arena alles in Ordnung ist“, meinte Kulja. Die drei gingen wieder die Hauptstraße hoch und bogen nach rechts ab. Sie stiegen über einen Brachiosauruskadaver und gingen zügig über die Stege, die zur Arena führten. Das Gebäude war einfach riesig. Tausende Zuschauer fanden in ihm Platz und beobachteten die blutigen Kämpfe. Die drei suchten sich einen Weg durch das Labyrinth aus Gängen im Inneren und waren fünf Minuten später auf der Tribüne. Der gesamte Bau war leer. Doch plötzlich sah Golan eine Bewegung in der Arena. Er sprang in den Staub hinunter. Nichts war zu sehen. Kulja und San’tek waren nun auch auf dem Kampffeld. Auf einmal fiel das Gitter des Ausgangs zu. Eine Gruppe Piraten erschien auf den Tribünen.
„Verdammt, eine Falle“, meinte Kulja grimmig. Drei kleinere Ausgänge öffneten sich. Aus jedem trat ein Dilophosaurus. Golan enthauptete einen, Kulja spießte den zweiten auf und San’tek erschoss den dritten.
„Nicht sonderlich schwer“, meinte der Axtkämpfer.
„Das war erst Runde eins.“ Ein weiteres Gitter schnellte nach oben und gab einen Polacanthus frei. Das stachelbewehrte Tier schnaubte und stürmte auf die drei zu.
„ Bei Thor, wie soll ich an diesen Saurier rankommen?“, fluchte Golan.
„Gar nicht“, antwortete Kulja. Sie umklammerte ihre Lanze und rammte sie dem schwarz-roten Saurier entgegen. Die lange Waffe durchbohrte einige Sehnen am Bein des Stachelsauriers, der seitlich umfiel und eine Staubwolke aufwirbelte.
Dann sprangen 5 Baryonyx von den Tribünen. Die Fleischfresser brüllten sich kurz an, bevor sei die drei umzingelten. Ohne jegliche Vorwarnung schoss einer nach vorne. Das einzige was er schmeckte war der kalte Stahl Golans Axt. Das Tier taumelte benommen, bevor es in einige meterlange Stacheln fiel. Blut sickerte in den Sand ein. Ein zweiter Baryonyx versuchte einen Angriff, wurde jedoch von einer im Boden versteckten Schlinge gepackt und fiel auf den Boden. Er versuchte zwar sich zu befreien, schaffte es jedoch nicht. Einer seiner Artgenossen stapfte zu ihm und begann von ihm zu fressen. Der vierte und der fünfte umstellten die drei Menschen, bevor sie angriffen. Der eine wurde von Kulja beschäftigt, während der andere nach San’tek schnappte. Der Wüstenreiter sprang auf den Rücken des Sauriers. Er nahm einen langen, verzierten Dolch heraus und rammte ihn in den krokodilartigen Schädel. Blut spritzte auf das Gesicht des Wüstenreiters. Das amphibische Reptil erschlaffte und prallte auf den Boden. San’tek stand auf. Kulja hatte inzwischen den vierten Saurier aufgerissen und Golan den letzten verstümmelt. Plötzlich erbebte die Erde unter einem lauten Schrei. Das größte Gitter wurde aufgebrochen und ein Spinosaurus trat in gebückter Haltung heraus. Das mächtige Hautsegel schillerte im Licht. Das Tier schaute die drei wütend an. Es zerstörte eine Holzkonstruktion, die krachend zu Boden stürzte. Ein Pirat, der sich auf ihr aufgehalten hatte, wurde gepackt und zerteilt.
„Bei Timrek“, kommentierte San’tek das Geschehen.
Golan hingegen schaute dem Fleischfresser kommentarlos zu. Kulja stieß ihm gegen die Schulter.
„Was ist?“, fragte der Nordmann.
„Sieh dort.“ Sie zeigte auf einen Durchgang. Einige kleine Stacheln schauten aus den Mauern heraus, die sich etwa 5 Meter hoch auftürmten.
„San’tek, du lenkst die Aufmerksamkeit des Spinosaurus auf dich. Ich werde den Schalter dort“, sie zeigte auf einen Hebel nahe des Durchgangs, “aktivieren.“
„Und was ist mit mir?“, fragte Golan.
„Du kannst San’tek Deckung geben.“
Dann wurde der Plan ausgeführt. Der Wüstenreiter traf den Spinosaurus in der Nähe der Nüstern. Er brüllte laut und stapfte langsam und selbstsicher auf den Mensch zu. Kulja war schon in Stellung und wartete nur noch auf den richtigen Moment. Das Reptil ging durch den Durchgang.
„Jetzt!“, schrie Santek. Kulja betätigte den Hebel und die Stacheln schossen aus der Mauer. Sie durchbohrten alle inneren Organe des Tieres und schauten auf der anderen Seite wieder heraus. Der Spinosaurus konnte nicht einmal mehr vor Schmerz schreien, da war er schon tot. Die Dornen schnellten wieder zurück und der Kadaver schlug auf dem Boden auf. Eine Staubwolke stieg auf. Die drei verließen das Kampffeld so schnell sie konnten durch das zerstörte Tor. Sie gingen ein weiteres Mal durch das Labyrinth aus Gängen und Räumen und waren bald wieder unter freiem Himmel. Der Kampfeslärm in der Stadt war vergangen. Doch auch vom mächtigen Torbogen war nichts mehr zu sehen. Drei kleinere Schiffe der Piraten schwammen auf das Hauptschiff zu. Sie wurden von einem Katamaran verfolgt. Doch die Piraten schien das nicht zu interessieren. Sie gaben einige Warnschüsse ab, doch das Schiff der Wüstenreiter stoppte nur kurz. Schon bald waren alle fünf am Horizont verschwunden. Golan, Kulja und San’tek gingen wieder in die Stadt. Fast alle Gebäude lagen in Trümmern, doch kein Pirat lebte mehr. Der tote Tyrannosaurus wurde gerade geborgen, als die drei wieder zum Tempel gingen. Sie betraten den langen Gang, der zur Ratskammer führte. Der Rat betrachtete die drei kritisch.
„Lauter verwöhnter Aristokraten“, flüsterte Golan, „wahrscheinlich haben die vom Angriff kaum etwas mitbekommen.“
„Ruhe jetzt“, antwortete Kulja.
„Edler Rat, diese Drei haben nach langer und beschwerlicher Reise zu uns gefunden. Doch bedauerlicherweise muss ich sie auf eine gefährliche Mission schicken“, sprach der Stadthalter, bevor ein Mann mit langem Bart ihn unterbrach: „Was soll das für eine Mission sein?!“
„Wie sie sicher wissen ist der Hüter der Stadt gefallen. Ohne ihn sind wir leicht verwundbar. Ein uralter Mythos spricht von einem unglaublich mächtigen Tyrannosaurus, der auf einer abgeschiedenen Dschungelinsel hausen soll. Diese drei“, der Statthalter zeigte auf Golan, Kulja und San’tek, „werden mit einer Expeditionsgruppe das Tier suchen, es zähmen und hierher bringen.“
„Sie glauben doch nicht wirklich dass wir ihnen dass glauben.“
„Reicht das hier?“ Der Statthalter nahm einen 25 Zentimeter langen Zahn heraus. Er gehörte ohne Zweifel einem Tyrannosaurus.
„Das brachte der letzte Überlebende einer 100 Mann starken Gruppe mit.“
Das schien für den Rat überzeugend. Die Expedition würde in zwei Tagen starten. Bis dahin sollten sie sich neue Waffen zulegen, da nur das beste für ihre Mission gut genug war. Sie verließen den Tempel und gingen in die zerstörte Stadt. Die Bewohner hatten schon mit dem Wiederaufbau begonnen 20 Bürger zogen den toten Saltasaurus die Hauptstraße herunter. Ein Händler beobachte seine Transport-Gastornis. Er fluchte leise, dass ein Zeppelin zerstört worden wäre.
„Entschuldigen sie“, sprach Kulja.
„Ja?“, erwiderte der Händler abwesend.
„Wir suchen neue Waffen.“ Der Händler schien plötzlich sehr interessiert. Er hielt seine Tiere an und nahm seine besten Waffen hervor: eine mächtige doppelschneidige Axt, eine kunstvolle Lanze mit Stahlspitze und ein Bogen, der augenscheinlich vom Drachenclan stammte. Golan, Kulja und San’tek schlugen sofort zu.
„Der Preis beträgt, wartet“, der Händler hol einen Abakus heraus, „2000 Silbermünzen oder alternativ 200 Goldmünzen.“
„Die Rechnung geht auf die Stadt“, meinte Golan.
„Na gut, dann verabschiede ich mich recht herzlich.“
Der Händler trieb seine Gastornis wieder an und bog um eine Ecke. Golan befestigte seine neue Waffe am Rücken, Kulja betrachtete ihre Lanze und San’tek zielte probeweise mit seinem Bogen. Die drei stiegen wieder die Straße herauf. Eine Gruppe Einwohner hatte damit begonnen, die Trümmer des Torbogens wegzuräumen. Golan Kulja und San’tek halfen ihnen, bis alles weggeräumt war. Der Bau eines neue Tores würde jedoch Monate, vielleicht Jahre dauern. Am Abend waren die drei in ihren Quartieren. Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie in richtigen Betten schliefen.
Dann mal viel Spaß beim lesen.:go:
ParaWorld Adventures
Prolog
Goral schaute dem feindlichen Krieger ins Gesicht. Doch durch die Atemmaske des Flammenwerfers konnte man nichts erkennen. Aber das war egal. Der Feind musste sterben. Goral führte einen schnellen seitlichen Schlag aus. Der Flammenwerfer wurde in Höhe der Nieren durchgetrennt. Blut spritze in alle erdenklichen Richtungen davon. Auch Goral bekam etwas ab. Doch er hatte sich schon dem nächsten Gegner, einem MG-Schützen zugewendet. Auch dieser wurde von dem harten Stahl der Axt durchtrennt. Ein Stegosaurus neben dem Krieger des Nordvolkes ging nieder. Der Reiter wurde von seinem eigenen Tier zerquetscht. Ein Exoskelett war dafür verantwortlich. Die große Maschine stapfte auf Goral zu. Doch dann wurde sie von einem Baumstamm durchbohrt. Sie fiel um und tötet dabei noch fünf Fußsoldaten des Feindes. Goral war währenddessen in die Defensive gedrängt worden. Etliche Kugeln prasselten auf sein Metallschild. Doch plötzlich verebbte der Hagel aus Patronen. Ein Tyrannosaurus-Titan hatte einen der Feinde gepackt und durchgeteilt. Der zweite der drei wurde weit durch die Luft geschleudert und der Dritte einfach zertreten. Der Rex hielt nach weiteren Feinden Ausschau, als er von einem Executor gepackt wurde. Der Titan wehrte sich zwar heftig, doch letztendlich brach die gigantische Maschine dem Saurier das Genick. Aber der Sieg der Maschine währte nicht lange: Ein Triceratops-Titan rammte sein Horn in das ****pit des Kampfläufers. Durch den Verlust der Kontrolleinheit fielen die Gliedmaßen der SEAS-Einheit ab. Der Hornsaurier entledigte sich mit einem Schütteln des Kopfes des Rumpfes. Der Stahlkörper landete auf 3 Raketenwerfern. Fromur wich gerade einer Rakete aus. Doch diese schlug in das Bein eines Brachiosaurus ein. Der Sauropode strauchelte, bevor er auf Goral zufiel. War das das Ende?
Verdammnis
Der Trupp aus drei Kentrosauren, fünf Keilern, neun Kriegern und vier Bogenschützen verließ das Dorf Frakenmar. Eine Gruppe Barbaren machte die Gegend unsicher. Doch der Überfall gestern ging zu weit. Dabei wurde das Nachbardorf bis auf die Grundmauern niedergebrannt und alle Bewohner getötet. Goral fuhr mit den Daumen über seine Axt. Ein Tropfen Blut quoll aus der winzigen Wunde. Die Waffe war scharf. Ein Wollnashorn stapfte langsam am Trupp vorbei. Es schaute kurz die Menschen an, bevor es sich wieder einem Baum zuwendete. Es rupfte einige Blätter ab und zerkaute sie langsam. Plötzlich stürmte ein Megaloceros-Späher aus dem Wald. „Barbaren!“, schrie er, bevor der Mensch und sein Reittier von je einem Speer durchbohrt wurden. Fromur machte sich zum Kampf bereit. Dann kamen die Feinde aus dem Dickicht: drei Krieger und zwei Speerwerferinnen. Goral rannte auf die Feinde zu. Mit seinem Schild wehrte er einen anfliegenden Speer ab. Dann kamen die Feinde in die Reichweite seiner Axt. Die Waffe schnellte auf einen der feindlichen Nahkämpfer zu, der jedoch mit seinem Schild parierte. Dann zischte die feindliche Klinge auf Goral zu. Dieser konnte noch rechtzeitig sein Schild zur Hilfe holen. Der Feind wollte seine Axt gerade wieder in die Ausgangslage zurückbringen, als Gorals Axt ihn durchteilte. Mit einem Rundumschlag beschäftigte er gerade schon den nächsten Feind, welcher jedoch dank seines Schildes keinen Schaden nahm. Doch während Goral den Feind abgelenkt hatte, konnte sich ein anderer Krieger annähern und den Barbaren enthaupten. Doch ein Kampf-Keiler war inzwischen gefallen. Ein Speer hatte sein Herz durchbohrt, als das Tier sich aufgebäumt hatte, um mit seinen Vorderläufen der Speerwerferin einen tödlichen Tritt zu verpassen. Doch eine der Feindinnen war von den Stacheln eines Kentrosaurus aufgespießt. Goral stürmte auf die letzte Barbarin zu. Ein anderer Krieger kam ihm zuvor: Seine mächtige Zweihandaxt durchschnitt die Feindin. Doch das war nur ein Teil der Barbaren. Ein Späher hatte von einer Rhino-Balliste berichtet. Das würde selbst für diese Armee ein harter Brocken werden. Doch noch war das Lager des Feindes weit entfernt. Es lag auf einem Hügel, etwa fünf Kilometer vom Dorf entfernt. Doch der Weg dahin würde hart werden. Die Nordmänner mussten durch das Revier einiger Ceratosaurier. Diese Spezies gehörte zwar zu den schwächeren Fleischfressern, aber trotzdem würde der Kampf nicht einfach werden. Der Treck passierte ein breite Furt. Am anderen Ufer begann das Revier der Carnivoren. Ein Megaloceroskelett lag am Wegrand. Ein Bein fehlte. Plötzlich ertönte ein Schrei: Ein Ceratosaurus war aus dem Gebüsch gesprungen und hatte einen Krieger mit seinen Kiefern gepackt. Ein Zahn durchbohrte das Rückenmark. Der Mensch war tot. Der Ceratosaurier warf den Leichnam in den Fluss. Er brüllte die Nordmänner an. Goral umklammerte seine Axt und rannte todesmutig auf den Saurier zu. Er sprang und trennte dem Tier den rechten Arm ab. Eine Fontäne aus Blut schoss aus der Wunde heraus. Der Saurier brüllte vor Schmerz. Dann wandte er sich zu Goral um. Doch dann schlug ein Kentrosaurus ihm seine Dornen in den Nacken. Der Fleischfresser brüllte noch ein letztes Mal, bevor er erschlaffte. Aber es waren mindestens zwei Ceratosaurier, die die Gegend unsicher machten. Die Krieger hielten ihre Schilde bereit. Das brachte wenigstens etwas Schutz gegen die langen Zähne der Saurier. Auf einem Felsen lag ein Rhino-Kadaver. Selbst diese mächtigen Tiere waren den Ceratosauriern zum Opfer gefallen. Die Bissspuren waren noch frisch. Und da Ceratosaurier nie allein fraßen, musste der andere auch noch in der Nähe sein. Die Truppe passierte den Felsen. Doch plötzlich hob ein Kampfkeiler vom Boden ab. Der zweite Ceratosaurier hatte hinter dem Felsen gelauert. Das Wildschwein zappelte im Maul des braungrünen Sauriers. Der Cerato warf das Säugetier durch die Luft. Der Keiler war sofort tot. Der Saurier brüllte laut. Die verbliebenen Nordmänner stürmten auf den Feind zu, während die Bogenschützen aus dem Hintergrund schossen. Doch die Pfeile waren für den mächtigen Saurier kaum mehr als Mückenstiche. Die Kentros fügten dem Fleischfresser jedoch schwere Wunden zu. Ein mutiger Kampfkeiler rannte unter den Fleischfresser, damit seine Reiterin ihre Lanze in das Herz des Ceratos rammen konnte. Sie tat es. Das Blut spritzte literweise auf den Boden, bevor der Ceratosaurus umfiel. Der Kampfkeiler brachte sich erst im letzten Moment vor dem tonnenschweren Kadaver in Sicherheit. Diese Gefahr war überwunden. Doch das Lager der Barbaren war noch weit entfernt. Die Gruppe musste über einen etwa 200 Meter hohen Hügel. Dort oben lag ein Holzfällerlager, an dem sie sich noch einmal erfrischen konnten, bevor sie sich auf den Weg in das Donnerflusstal machten. Aber auch der Weg auf den Gipfel war alles andere als ungefährlich. Die dichten Wälder boten sich geradezu für Hinterhalte an. Nur zu leicht konnte man sich von dort unbemerkt an den Weg anschleichen. Ein Monolith am Pfad erinnerte an einen traurigen Zwischenfall vor ein paar Jahren: Das einzige Kampfmammut Frakenmars von einem Rudel Smilodon angefallen und schlussendlich getötet. Die Knochen des großen Säugetiers waren um den Dorfplatz aufgestellt worden. Der Treck hatte inzwischen den Aufstieg begonnen. Noch ahnte niemand, was in wenigen Sekunden passieren würde. Ein Kentrosaurus blieb kurz stehen und schaute in den Wald. Im nächsten Moment steckte der Bolzen einer Balliste im Körper des Sauriers. Blut quoll aus der Wunde. Im nächsten Moment wurde die Reiterin von einem Pfeil im Herz getroffen. Sie fiel von ihrem Saurier, blieb aber in den Stacheln des inzwischen toten Tieres hängen. Dem zweiten Kentrosaurus wurde durch einen zweiten Bolzen der Kopf vom Hals gerissen. Die Reiterin konnte sich nicht halten und wurde von einem Stachel aufgespießt. Dann erschienen zwölf Krieger aus dem Wald. Der Krieger vor Goral wurde enthauptet, während der hinter ihm in Bauchhöhe durchgeteilt wurde. Fromur machte sich in wenigen Sekundenbruchteilen zum Kampf bereit. Ein Barbar wurde von seiner Klinge vertikal aufgeschnitten und dann weggetreten. Der dritte der vier Kentrosaurier schlug mit seinem Stachelschwanz wild um sich und erwischte drei feindliche Krieger. Sie flogen durch die Luft und blieben tot liegen. Doch dann erschien die Rhino-Balliste aus dem Dickicht. Sie rannte auf den Kentrosaurus zu. Das Horn des Säugetiers drang tief in das Fleisch des Reptils ein. Blut und Eingeweideteile flogen zu allen Seiten davon. Plötzlich bekam Goral einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf. Es wurde schwarz vor seinen Augen. Er spürte noch wie er auf dem Boden aufschlug, bevor er das Bewusstsein verlor.
Der Schütze der Rhino-Balliste hatte inzwischen den letzten Kentrosaurus durchbohrt. Drei der vier Bogenschützen und die letzten Keiler waren auch schon gefallen. Wenige Minuten später waren alle tot. Alle? Nein. Goral lebte noch, was die Barbaren aber sofort bemerkten.
„Töten wir ihn“, meinte einer von ihnen. Der Krieger hob seine Axt.
„Nein!“, sagte eine junge Lanzenträgerin.
Sie hielt die Waffe ihres Kameraden fest.
„Wir können ihn bestimmt für viel Nahrung als Sklave verkaufen.“
„Sie hat Recht“, meinte der Schütze der Balliste und Anführer der Barbaren, „wir nehmen ihn mit. Fesselt ihn!“ Als dieser Befehl ausgeführt worden war zogen die Barbaren weiter. Das Dorf würde dieses Massaker nicht ungesühnt lassen. Und auf dieses Risiko wollten sie sich nicht einlassen. Die Gruppe benutzte einige geheime Waldpfade. Die Wege zwischen den Dörfern und Städten der Insel waren zu gefährlich. Nach einer guten Stunde erreichten sie die Ebene, auf der die Stadt Kroy Wen lag. Sie war die Hauptsiedlung des großen Eilandes und zählte etwa 1.300 Einwohner. Damit war sie eines der größten Bevölkerungszentren der Welt. Eine Herde Megaloceros sprintete an den Barbaren vorbei. Sie vollführte eine weite Rechtskurve und verschwand dann in einem Wäldchen. Nach einer weiteren Stunde waren sie in der Stadt. Es herrschte ein reges Treiben. Die Balliste und Fromur waren vorher unter einer Decke bedeckt worden. Eim Mammut stampfte langsam an den Barbaren vorbei. Die Decke blieb an einem Stoßzahn des Tieres hängen und wurde abgestreift. Die Balliste und Goral wurden sichtbar.
Der Reiter des Mammuts erblickte sofort die mächtige Waffe und wendete sein Tier.
Goral wachte unsanft auf. Wo war er? Dann sah er, in welcher misslichen Lage er steckte. Die Barbaren waren bis nach Kroy Wen gereist. Und sie waren entdeckt worden. Drei Krieger wurden vom Mammut umgestoßen. Sie standen nicht mehr auf. Eine Lanzenträgerin kam auf ihn zugelaufen. Sie band ihn los.
„Wir müssen hier weg“, flüsterte sie ihm zu, als sie ihm seine Waffe reichte. Gorals Verstand wusste es besser, doch in diesem Moment hatte sein Herz die Kontrolle übernommen. Er rannte knapp hinter der Barbarin in eine Seitengasse. Sie mussten zum Hafen Kroy Wens, der zudem der größte des Nordlands und fünfgrößte der Welt. Die Barbarin rannte um eine Ecke. Goral folgte ihr. Nach fünf Minuten waren sie am Hafen. Schiffe jeglicher Größe – vom Fischerboot bis zum Übersee-Transportschiff – lagen im Becken. Die beiden Angehörigen des Nordvolkes beruhigten sich langsam wieder.
„Warum hast du mich losgebunden?“, fragte Goral die Barbarin.
„Ich konnte das Leben als Verbrecherin nicht mehr ertragen. Diese Situation eben war der perfekte Zeitpunkt. Und ich brauche dich, weil bei uns auf Verrat der Tod steht. Wenn jemand das eben überlebt hat, wird er sich bestimmt an mir rächen wollen“, antwortete die Gefragte.
„Ich verstehe, aber zuerst sollten wir von hier verschwinden“, meinte Goral. Die ehemalige Barbarin hatte das selbe vor. Sie fragten den Kapitän eines Übersee-Schiffs, ob er sie mitnehmen könne.
„Natürlich kann ich euch beiden Landratten mitnehmen. Falls es euch interessiert: Wir segeln nach Forkenburg. Aber wir legen erst heute Abend ab. Also erkundet erst mal die Stadt. Hier gibt es sehr viel zu entdecken.“
Doch die beiden Angehörigen des Nordvolks wollten lieber auf dem Schiff bleiben.
„Natürlich müsst ihr in der Kombüse helfen oder das Deck schrubben.“
Aber dass war auf Schiffreisen normal. Goral ging unter Deck, während die Barbarin die Kombüse aufsuchte, um dort zu helfen. Das Schiff hatte ausschließlich Getreide geladen. Hunderte, nein tausende von Säcken waren hier gestapelt. Fromur hörte ein Rascheln links neben sich. Es war ein Leptidtideum. Das kleine Säugetier war einer der größten Schädlinge der Welt. Tonnen von Getreide fielen ihnen jedes Jahr zum Opfer. Goral packte das kleine Tier und ging wieder aufs Deck. Er schritt zur Reling und schmiss es von Bord. Die Tiere konnten nicht schwimmen, obwohl sie fast ausschließlich auf Schiffen lebten. Einige Stunden später verließ das Schiff den Hafen. Kroy Wen wurde immer kleiner, bis es am Horizont verschwand. Die Wellen umspielten das Schiff. Drei Ichtyosaurier begleiteten den Transporter. Die fischähnlichen Reptilien sprangen fröhlich durch die Luft. Nichts deutete auf das hin, was einen Tag später passieren würde.
Gestrandet
Die aufgehende Morgensonne blendete Goral. Das Schiff hatte ungefähr den halben Weg zurückgelegt. Das Meer war vollkommen ruhig. Drei Rhamphorynchus flogen über das Schiff hinweg. Einer stürzte ins Wasser herab und tauchte mit einem Fisch wieder auf. Plötzlich flatterten die kleinen Flugsaurier davon. Ein gigantischer Schatten zog unter dem Schiff hinweg. Er wendete und im nächsten Moment schoss ein gigantischer Kiefer aus dem Wasser. „Liopleurodon!“, schrie ein Matrose, kurz bevor er im Maul des gewaltigen Meeresreptils verschwand. Dann verschwand der größte Räuber der Welt wieder im Wasser. Doch es war noch nicht vorbei. Der Liopleurodon drückte von unten gegen das Schiff, bis es in Höhe des Mastes barst. Das Schiff ging unter. Das gigantische Reptil robbte auf das Deck. Goral sah nur einen Chance, dem sicheren Tod zu entkommen: Er sprang seitlich vom Schiff. Es war verloren. Wenige Minuten später hatte das Meeresreptil seinen Hunger gestillt. Es tauchte wieder ab. Nur Goral und die Lanzenträgerin waren entkommen. Sie war ihm nach gesprungen. Die beiden schwammen auf eine Insel zu. In den Steilklippen, die die ganze Insel umgaben, war eine Höhle. Sie lag nur wenige Zentimeter über dem Meeresspiegel. Goral kletterte hoch, bevor er der Lanzenträgerin aufhalf. Die beiden schauten in die Schwärze.
„Was wird wohl da drin lauern?“, fragte die Lanzenträgerin.
„Keine Ahnung“, antwortete Goral, „aber wenn wir hier wegwollen müssen wir da durch.“
Die beiden Menschen betraten die Höhle. Kristalle an den Wänden tauchten alles in ein fahles, bläuliches Licht. Alle Farben wirkten etwas gedämpft. Ein Coelophysisskelett war an die Wand gelehnt. Die Knochen waren reinweiß. Das Tier musste schon vor etlichen Jahren verendet sein. Goral und die Lanzenträgerin gingen tiefer in die Höhle hinein. Der Boden war rutschig und von Algen bewachsen. Die ganze Szenerie wirkte etwas irreal. Dann gabelte sich die Höhle. Stalagmiten hingen von der Decke herab.
„Hallo!“, schrie die Barbarin.
„Was soll das?“, fragte Goral leicht verärgert.
„Ich teste von wo das Echo kommt. Denn dort gibt es keinen Ausgang. Das Echo kam von rechts, also sollten wir nach links gehen“, antwortete sie. Das klang einleuchtend, weshalb sie nach links gingen. Die Höhle führte nach oben. Ein lautes Rauschen war zu hören. Was war das nur? Der Gang wurde immer breiter. Doch einige Stalaktiten verhinderten das schnelle Rennen. Nach etwa fünf Minuten hatten sie die Gesteinszapfen überwunden. Und dann sahen sie die Quelle des Rauschens: Ein unterirdischer Fluss, der laut tosend durch den Hauptgang der Höhle floss. Fische ohne Augen schwammen in ihm herum. Die Tiere hatten sich an ihre Umwelt angepasst. Dann sah Goral ein goldenes Schimmern im Fluss. Fromur griff ins Wasser und zog einen goldenen Ring heraus.
„Den können wir bestimmt für viel Nahrung verkaufen“, meinte die Barbarin.
„Nein, er ist meiner!“, erwiderte Goral.
„Wie du meinst…“, meinte die Barbarin nur noch, „aber erstmal müssen wir sehen wie wir hier rauskommen.“
„Wir springen in den Fluss“, meinte Goral, „er führt bestimmt irgendwo aus der Höhle heraus.“
Die Barbarin wollte gerade noch etwas erwidern, doch da war Goral schon ins Wasser gesprungen. Der Fluss floss ungeheuer schnell einer Öffnung ins Freie entgegen. Gorla wurde durch den großen Helligkeitsunterschied geblendet. Dann merkte er, dass er im Freien Fall war. Der Fluss war in etwa 30 Metern Höhe aus der Höhle ausgetreten und stürzte nun als Wasserfall dem neuen Flussbett entgegen. Wenige Sekunden später tauchte Goral ins Wasser ein. Ein Macrolemys schwamm an ihm vorbei. Dann kam der Nordmann wieder an die Wasseroberfläche. Er schwamm ans Ufer. Dann sah er die Lanzenträgerin herunterstürzen. Auch sie kam ohne Verletzungen davon. Doch sie sah nicht wirklich erfreut aus.
„Wenn du das noch einmal machst dann…!“, sagte sie wütend.
Doch plötzlich hörten sie einen Hilferuf. Ein Nordmann kam auf sie zu gerannt.
„Hilfe, helft mir!“, schrie er. Dann ertönte ein kurzes Rattern. Der Mann fiel um. Blut sickerte in den Boden ein. Ein Mensch in einer fremdartigen Rüstung kam aus dem Wald, der wenige Meter neben dem Ufer begann. Er hielt eine seltsame Waffe in der Hand. Dann sah er die beiden.
„Verdammt, Zeugen“, sagte er. Er hob seine Waffe und zeigte auf Goral, welcher instinktiv sein Schild hochhielt. Das rettete ihm das Leben. Die Kugeln prasselten in Massen gegen das Schild, schafften es jedoch nicht, es zu durchdringen. Dann begriff Fromur, was eben geschehen war: Der Feind hatte den Mann umgebracht. Im Ehrencodex des Nordvolkes stand, dass Tod mit Tod gerächt werden müsse. Goral rannte auf den MG-Schützen zu, nahm aber das Schild nicht runter. Dann war er in Angriffsreichweite. Goral ließ die Axt in das Fleisch des Feindes fahren. Dieser schaute entsetzt auf die stark blutende Wunde, als der Krieger einen zweiten Hieb ausführte, der die Lunge und das Herz des Feindes zerfetzte. Der Schütze fiel um. Der Nordmann war gerächt worden. Er konnte sich nun an Odins Tafel setzen und aus den Schädeln seiner Feinde trinken.
„Was war das?“, fragte die Lanzenträgerin ungläubig.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Fromur.
Plötzlich brach eine Herde Rhinos aus dem Wald. Sie zertrampelten alles, was ihnen in den Weg kam. Ein Megaloceros wurde wortwörtlich zu Brei getreten. Dann war die Herde im Wald auf der anderen Seite des Flusses verschwunden. Dann erschien ein letztes, offenbar verletztes Nashorn. Dann sahen die beiden den Grund der Panik der Tiere: Eine gigantische, zweibeinige Maschine kam aus dem Wald gestampft. Sie nahm das Rhino, warf es auf den Boden und trat drauf. Dann drehte es sich zu den beiden Menschen um.
„Hier Exoskelett 2, wir haben Schütze 23 verloren“, sprach es, „und ich habe hier den Grund für seinen Tod. Erbitte Erlaubnis die beiden zu erledigen.“
„Erlaubnis erteil!“, sprach eine Stimme.
Das Exoskelett stapfte auf die beiden zu. Gegen einen so mächtigen Feind hatten die beiden keine Chance.
Der große Kampfläufer war nun nur noch 20 Meter von den beiden Menschen entfernt. Goral machte sich für einen aussichtslosen Kampf bereit. Das Exoskelett packte die Lanzenträgerin und drückte die Hand zusammen. Goral reagierte innerhalb weniger Sekunden: Er warf die Axt in Richtung des Piloten. Die Waffe blieb in der Brust des Feindes stecken. Die nun führerlose Maschine geriet ins Straucheln und fiel nach hinten um. Sie zerbrach am Boden. Die Lanzenträgerin stand auf.
„Danke, damit sind wir quitt“, meinte die junge Frau, „aber wir sollten sehen, ob in der Sielung alles in Ordnung ist.“
„Woher weißt du dass hier eine Siedlung ist“, fragte Goral.
„Wo Menschen sind ist auch eine Siedlung.“
Goral zog seine Axt aus dem Körper des Piloten.
„Ich frage mich nur was das für ein Ding war.“
Die beiden gingen den Fluss entlang. Die Rhino-Herde und die Maschine hatten eine Schneise der Zerstörung hinterlassen. Alle Bäume waren umgeknickt. Der Boden war umgepflügt worden. Ein totes Rhino lag etwa 200 Meter Wald einwärts. Eine große Streitaxt steckte in seinem Körper. Die beiden entschieden spontan, den Wald zu betreten. Nach etwa 40 Sekunden rennen waren die beidem am Kadaver des Säugetiers. Goral zog die Axt heraus und schwang sie probeweise durch die Luft.
„Die liegt gut in der Hand“, kommentierte er die Hiebe.
„Sieht man“, antwortete die Lanzenträgerin.
Dann gingen sie weiter. Sie merkten nicht, dass sie von einem der größten Landraubtiere der Welt beobachtete wurden.
Der Allosaurus hatte die beiden Menschen genau im Blick.
Er atmete aus. Er wartete einige Sekunden, bis er wieder einatmete. Er spannte jeden einzelnen Muskel seines Körpers an. Dann sprintete er aus dem Wald.
Goral sah aus den Augenwinkeln, wie die Bestie aus dem Gebüsch schoss. Sie rannte genau auf ihn zu. Der Krieger wandte sich sofort um und machte sich bereit. Der Saurier schnappte nach ihm, doch Goral war schneller und verpasste dem Allosaurus eine Narbe an der Spitze der Schnauze. Das Reptil wich kurz zurück, bevor es wieder nach dem Menschen biss. Doch dieser war schon nach rechts weg gesprungen und schlug mit seiner neuen Axt ein zweites Mal zu. Diesmal war die Wunde tiefer. Der Allosaurus brüllte vor Schmerz. Dann traf die Lanzenträgerin das Raubtier. Sie bohrte ihre Waffe tief in das Fleisch des Sauriers. Das Tier wusste für einen kurzen Moment nicht, welchen der beiden es attackieren sollte. Es entschied sich für die Lanzenträgerin. Doch dadurch hatte Goral freie Bahn. Er sprang auf den Rücken des Sauriers und durchtrennte sein Rückenmark. Das Reptil brach zusammen. Es atmete noch ein letztes Mal aus. Dann war es tot.
„Es hätte sich lieber zweimal überlegen sollen ob es uns angreift. Aber danke, wie heißt du jetzt eigentlich?“, meinte Goral.
„Mein Name ist Kulja“, antwortete die Lanzenträgerin.
Die beiden gingen weiter. Zwei solch große Kadaver wie die des Rhinos und des Allosaurus würden nicht lange unbemerkt bleiben. Aasfresser wie der Velociraptor waren überall heimisch. In Herden von teilweise bis zu 20 Tieren zogen sie in das Land und griffen teilweise sogar Räuber von der Größe eines Baryonyx an. Doch nur selten glückte ein solcher Angriff. Die Schneise aus umgeknickten Bäumen nahm eine Kurve. Dann sahen die beiden das Dorf: Es brannte lichterloh. Überall lagen getötete Einwohner. Wie es aussah hatte niemand überlebt. Goral und Kulja rannten in die Ruinensiedlung. Ein Bürger war mit einem Speer an eine Wand genagelt worden. Das Blut war durch die Hitze des Feuers eingetrocknet. Doch dann erblickte Kulja die größte Grausamkeit.
„Bei Odin“, brachte sie nur noch hervor, als sie das vollkommen ausgeweidete Mammut erblickte. Die Eingeweide des Tieres waren um es verteilt.
Goral musste sich fast übergeben. Das war selbst für einen Krieger des Nordvolkes was zu viel. Auch Kuljas Gesicht hatte eine leicht weißgrüne Färbung. Sie ging näher auf das tote Tier zu und hob einen kleinen Metallkörper auf.
„Was ist das?“, fragte sie.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Goral, „aber die Waffe des Feindes des Flusses verschoss auch solche Dinger.“
„Der Drachen Clan hat ganz ähnliche Waffen“, meinte Kulja.
„Der Drachen Clan ist doch nur eine Legende“, meinte Goral.
„Sieht das wie eine Legende aus?“, antwortete sie, als sie einen Stofffetzen aus ihrer Tasche. Auf dem grünen Grund war ein gelber Drache gemalt.
„Aber woher kennst du den Drachenclan?“
„Vor einigen Monaten waren die Barbaren und ich im Dschungel. Wir hatten von einem betrunkenen Schlucker eine Schatzkarte erhalten. Auf unserem Weg sind wir auf eine Siedlung des Drachen Clans gestoßen. Da unsere Nahrungsvorräte zu Ende gingen tauschten wir mit ihnen unsere Pelze gegen Reis. Als Präsent hat jeder von uns solch ein Stück Stoff bekommen“, erklärte Kulja.
„Wenn der Drachen Clan solche Waffen einsetzt sollten wir ihnen vielleicht mal einen Besuch abstatten“, sagte Goral.
„Dafür brauchen wir erst einmal ein Schiff.“
„Dann nehmen wir doch das da.“ Der Krieger zeigte auf ein fremdartiges, schwarz-rotes Schiff. Es lag halb auf dem Land. Ein Rotor war an seinem Heck angebracht. Die beiden Angehörigen des Nordvolks rannten auf den Strand zu, an dem das Boot lag. Golan sprang auf es. Dann zog er Kulja hoch, da sie durch ihre Lanze behindert wurde. Der Kapitän startete sein Gefährt, doch Golan und Kulja waren an Bord und schritten auf die Brücke zu. Der Krieger trat wütend die Tür auf. Sie flog aus den Angeln. Der Kapitän drehte sich entsetzt um. Er wusste wohl, was in wenigen Momenten mit ihm passieren würde.
Golan war rasend vor Wut. Das ganze Dorf war ausgelöscht worden. Und dieser Mann war daran beteiligt gewesen.
„Bald werden unsere Gefallenen aus deinem Schädel trinken“, sagte er wütend.
Im nächsten Moment trennte er den Kopf des Feindes sauber vom Hals ab. Der Krieger drehte das Luftkissenboot nun vollends. Dann startete er den Heckrotor. Das Gefährt beschleunigte schnell. Golan nahm den Körper und trat aufs Deck. Das Schiff war nun schon etwa 300 Meter von der Insel entfernt. Der Krieger schmiss den Körper ins Wasser. Sollten sich die Wesen des Meeres doch um die Entsorgung kümmern. Das Boot wurde immer schneller, bis es wenige Zentimeter aus dem Wasser abhob. Trotzdem war es außerordentlich stabil.
Golan trat wieder auf die Brücke. Kulja schaute aufs Meer heraus. Ein Cryptocleidus sprang aus dem Wasser. Einige Sekunden später tauchte das etwa acht Meter lange Tier wieder ins Wasser ein. Es versuchte mit dem Luftkissenboot Schritt zu halten. Doch mit seinen gut 65 Kilometern in der Stunde war es viel schneller als das Meeresreptil. Die Inseln am Horizont zogen vergleichsweise schnell vorbei. Die Luft wurde langsam trockener. Die Savanne kam näher. Der Mischwald wurde langsam aber sicher durch Pinien ersetzt, die wesentlich weniger Wasser benötigten. Zwei Stunden später erschien die erste Wüsteninsel. Das Boot passierte sie in etwa 300 Metern Entfernung. Plötzlich erbebte das Gefährt.
„Was war das!?“, schrie Golan
„Wir sind mit einem Felsen kollidiert!“; antwortete Kulja.
Golan schaute aus einem der Seitenfenster der Brücke. Was er sah gefiel ihm gar nicht: Die eine Seite des Bootes war vollkommen aufgerissen worden.
Der Nordmann übernahm sofort das Steuer. Es gab nur eine Chance, mit der sie überleben konnten: Sie mussten das Schiff am Strand der Insel auflaufen lassen. Golan rückte das Steuerruder mit aller Kraft nach rechts. Doch das Boot reagierte kaum. Kulja nahm das Ruder nun auch und zusammen ließ sich das Schiff viel leichter manövrieren. Nach einer Minute des Bangen und Zitterns war es geschafft. Das Boot raste auf die Insel zu. Den beiden blieben nur wenige Sekunden, um sich auf den Aufprall vorzubereiten. Die beiden hielten sich an den Steuerpulten fest. Dann traf der harte Stahl des Bugs auf den weichen Wüstensand. Er grub sich trotz der platten Form etwa einen halben Meter tief in die winzigen Gesteinsbrocken ein. Golan rappelte sich auf.
„Nicht so heftig wie ich erwartet hatte“, sagte er.
„Also für mich war das stark genug“, antwortete Kulja.
Golan trat ins Freie und sprang vom Wrack. Kulja folgte ihm. Wir sind hier im reinsten Sandkasten gelandet. Er trat mit seinem rechten Fuß in den Sand.
„Lass uns doch erstmal auf die Düne dort gehen“, erwiderte Kulja.
Nach wenigen Minuten Wanderung durch den glühend heißen Sand standen sie an der Spitze des Sandberges. Der Anblick überwältigte beide:
Hunderte von Sauriern aller Größen tummelten sich um einen Fluss. Darunter waren so gigantische Tiere wie Brachiosaurier, aber auch Winzlinge wie einige Angehörige der Art Psittacosaurus. Sie alle tranken aus dem breiten, aber flachen Strom.
„So viel zur Wüste“, meinte Kulja. Die beiden rutschten die Düne herunter. Einige Styracosaurier sahen die Menschen teilnahmslos an, bevor sie sich wieder der bodennahen Vegetation zuwendeten. Doch Kulja merkte, dass die Tiere angespannt waren. Dann ein ohrenbetäubendes Brüllen. Kulja hielt nach der Quelle des Geräusches Ausschau. Doch wenn man den Erzählungen der alten Glauben schenken durfte, dann konnte das nur ein Tier gewesen sein. Und dann kam es in Sicht. Auf einer Düne auf der anderen Seite des Flusses stand der König der Welt: Tyrannosaurus Rex. Er war zwar nicht der größte, aber in Sachen Bisskraft konnte ihm nur der Liopleurodon nacheifern. Die ersten kleineren Tiere ergriffen schon panisch die Flucht. Die Hornsaurier waren angespannt und starrten den Fleischfresser an. Die Brachiosaurier und Diplodocus hingegen bleiben ruhig. Ein allein jagender Rex würde niemals einen der großen Sauropoden angreifen. Dann schritt das Tier langsam die Düne herunter und stand schon bald am anderen Ufer des Flusses. Es wählte ein Beutetier aus. Die Styracosaurier hatten ihren Weideplatz inzwischen auch verlassen. Die Diplodoci peitschten warnend mit den Schwänzen. Kulja und Goral gingen unter den massigen Tieren in Deckung. Dann rannte der Tyrannosaurus los. Trotz seines Gewichtes konnte er doch schnell genug rennen um einen Horn- oder Panzersaurier einzuholen. Das Tier passierte die Sauropodenherde und verfolgte einen großen, aber offensichtlich verletzten Styracosaurus. Dieser drehte sich zwar noch um, aber der Raubsaurier war schon auf seinen Rücken gesprungen und riss ihm den Rücken auf. Der große Pflanzenfresser schaffte es zwar den Räuber abzuwerfen, doch dieser hatte sich schnell aufgerappelt und packte das Beutetier im Nacken. Er riss den Kopf hoch und zerriss damit die Wirbelsäule des Styracosaurus. Das große Tier sackte zusammen, während der Fleischfresser große Stücke aus seinem Kadaver herausriss. Die Diplodoci hatten sich inzwischen wieder beruhigt, da von einem satten Tyrannosaurus keine Gefahr mehr ausging.
Der Sand färbte sich rot vom Blut des toten Hornsauriers. Kulja und Golan passierten den Fluss, ließen den gigantischen Fleischfresser nicht aus den Augen. Doch dieser war vollkommen mit seiner Beute beschäftigt. Die Düne am anderen Ufer des Flusses war nicht so steil wie die auf der Seite, von der sie gekommen waren. Doch der Sand klebte an den Schuhen der beiden. Der Rest der Insel sah vollkommen anders aus als das Flusstal: Sie war eine einzige Wüste. Ein Stegosaurusskelett lag auf der nächsten Düne. Doch trotz allem schien Golan eine Siedlung zu sehen. Doch es konnte genau so gut eine Fata Morgana sein. Die beiden gingen weiter. Der Sand knirschte unter ihren Füßen. Ein Skorpion erschien im Sand und flüchtet vor den beiden, bis er von einer kleinen Echse gepackt wurde. Ein leises Knirschen war zu hören, als der Panzer des Gliedertieres brach. Golan schaute auf eine Bergkette im Westen. Er konnte sich nicht erklären warum, aber irgendetwas stimmte mit ihm nicht.
Babbit stieg die wenigen Stufen zum Kontrollpult hoch.
„Starten sie den Sturm!“, befahl er. Der Mann am Pult salutierte. Er drückte auf einige Tasten.
„Countdown gestartet. Noch fünf, vier, drei, zwei, eins, null.“
Vollkommen unerwartet erschienen dunkle Wolken im Gebirge, das von Golan beobachtet wurde. Das Unwetter hatte wenige Minuten später die ganze Insel umschlungen. Starkregen setzte ein und Blitze zuckten vom Himmel. Ein einzelner Maiasaura rannte die Düne herunter. Kurz danach folgte die gesamte Herde. Sie waren völlig panisch. Ein Blitz schlug mitten in den Tieren ein. Fünf von ihnen waren sofort tot. Die nachfolgenden Exemplare fielen über ihre toten Artgenossen und stürzten die Düne herunter. Noch bevor sich die ersten Tiere wieder aufrappeln konnten stürzten die nächsten auf sie drauf. Etliche Hadrosaurier kamen in dem Knäuel von Leibern um. Kulja schaute nach links. Eine gigantische Silhouette stand neben ihr. Der Tyrannosaurier war durch den dichten Regen kaum zu erkennen. Er trabte auf die toten Maiasaura zu. Er fischte einen Kadaver heraus und begann zu fressen. Gigantische Brocken Fleisch wurden aus dem Pflanzenfresser gerissen. Auf der anderen Seite erschien plötzlich ein weiterer Fleischfresser. Doch dieser hatte es nicht auf einen der Maiasaura, sondern auf Golan und Kulja abgesehen. Die beiden rannten los. Der zweite Tyrannosaurus brüllte und folgte den beiden. Die Erde bebte bei jedem Schritt des Sauriers, der immer näher kam. Plötzlich erschien ein Brachiosaurus direkt vor den beiden Menschen. Er bäumte sich auf, wurde aber im nächsten Moment von einem Blitz getroffen. Der Fleischberg stürzte zur Seite um. Golan und Kulja rannten im letzten Moment unter dem Hals des Sauropoden hindurch. Die Erde zitterte als die gut 80 Tonnen Fleisch mit ihr zusammentrafen. Der Rex sprang auf den Körper des großen Pflanzenfressers, hielte kurz inne und brüllte erneut. Dann nahm er die Verfolgung wieder auf. Dann sah Kulja die Rettung.
„Da, eine Ankylosaurusherde! Dort sind wir vor dem Tyrannosaurus sicher.“
Die beiden Menschen rannten in die Gruppe der schwer gepanzerten Saurier. Der Rex blieb stehen. Er schätzte seine Chancen ab. Dann brüllte einmal laut, bevor er auf die beiden Menschen zusprintete. Ein Ankylosaurus wertete das als einen Angriff. Er holte mit seiner knöchernen Keule aus und traf den linken Arm des Raubtieres. Der Tyrannosaurus brüllte vor Schmerz auf und wich zurück. Der Ankylo trabte die Keule schwingend auf den Saurier zu. Dieser tat das einzig logische und entfernte sich. Der getroffene Arm hing schlaff herunter. Der Regen schwächte sich langsam ab. Wenige Minuten später brach die Sonne durch die schwarzen Gewitterwolken. Sie offenbarte ein Bild der Zerstörung. Hunderte Saurier aller Arten waren umgekommen. Fast die gesamte Maiasauraherde war verendet. Die beiden Tyrannosaurier taten sich gütlich an ihr. Einer der gigantische Fleischfresser riss den Kopf eines der toten Hadrosaurier ab und verschlang ihn ohne mit der Wimper zu zucken. Der Brachiosaurus lag unnatürlich verkrümmt auf dem feuchten Sand. An einigen Stellen war die Haut durch die unglaubliche Energie des Blitzes aufgeplatzt. Der Geruch gebratenen Fleisches lag in der Luft. Der gigantische Berg aus Muskeln würde etliche Tiere wochenlang ernähren. Die beiden gingen weiter. Sie konnten hier nichts mehr tun.
„Befehl ausgeführt, Sturm schwächt sich ab“, sagte der Steuerungsoffizier
„Gut“, antwortete Babbit zufrieden. Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarre.
„Sir“, meinte der Offizier.
„Ja!?“, fragte der Vorsitzende der SEAS mit Nachdruck.
„Der Wüstenreiterstamm… es gibt Überlebende.“
„Was!“ Babbit war sichtlich erzürnt. Er wandte sich zu einem anderen Offizier um.
„Schicken sie drei Exoskelette und einen Executor los!“, befahl er mit Zorn in der Stimme.
„Ayeaye, Sir.“
„Da, eine Siedlung!“, schrie Golan erfreut.
Die beiden rannten los. Sie stolperten fast, als sie einen Abhang übersahen. Nach einigen Minuten waren sie in der kleinen Siedlung der Wüstenreiter. Die Planen der Zelte waren zwar zerfetzt, doch es gab keine Verletzten oder gar Tote.
„Wer seit ihr?“, fragte einer der Nomaden misstrauisch.
„Wir sind Golan und Kulja vom Stamm der Kroy Weni“, antwortete Golan.
„Gut, wir können euch vertrauen. Wir bedauern, dass ihr in dieses furchtbare Unwetter geraten seid. Seit dem wir von diesen mechanischen Kämpfern attackiert wurden treten diese Stürme häufiger auf.“
„Mechanische Kämpfer?“, fragte Golan, während er den seltsamen Metallkörper hervorholte. Er zeigte ihn dem Wüstenreiter.
„Mit genau diesen Dingern wurden wir angegriffen! Einige der Feinde konnten jedoch in die Berge entkommen.“
„Dann heizen wir ihnen mal ein“, meinte Golan, „sie haben eines unserer Dörfer vollständig ausgelöscht. Unser Ehrencodex schreibt vor, dass sie alle sterben müssen.“
„Gut, ich komme mit“, sagte der Nomade. Er zog seinen Bogen hervor.
„Exoskelette 3, 9 und 18 schließen sich Executor 5 zur Landebucht an“, kam es aus den Lautsprechern des Trägerschiffes „Geheimnisbewahrer“. Es war mit einer Länge von 234 Metern das mit Abstand größte Vehikel der SEAS. Es konnte 4000 Tonnen fassen und besaß 20 Luftkissenboote. Es lag etwa 30 Kilometer von der Zielinsel entfernt. Der Wüstenreiterstamm hatte einen SEAS-Standard-Erkundungstrupp entdeckt und fast vollständig eliminiert. Nur fünf MG-Schützen waren entkommen. Wenn jemand den SEAS auf die Spur kommen würde… die Folgen für beide Welten wären nicht absehbar. Doch auch an anderen Orten gab es Ungereimtheiten: auf einer nördlich gelegenen Insel waren ein Exoskelett zerstört worden und das Luftkissenboot verschwunden.
Doch die Größte Gefahr kam aus der anderen Welt, von den SEAS „Normalwelt“ genannt: drei Forscher: eine Schwedin ein Ungarn und ein Amerikaner waren vor kurzem in diese Welt gebracht worden und spurlos verschwunden. Gerüchten zufolge gab es eine Rebellion bis in die Führungsebene. Das Luftkissenboot verließ die „Geheimnisbewahrer“ und steuerte auf die Wüsteninsel zu.
Der Aufstieg in die Berge war beschwerlich. Vor allem in voller Kampfmontur. Doch gegen die massiven Waffen der Feinde wäre jede Art von Rüstung ein Segen. Golan schaute auf die Gipfel herauf. Einige Wolkenfetzen umhüllten sie. Nichts deutete mehr auf den vernichtenden Sturm hin. Selbst der Boden war schon getrocknet. Der schmale Bergpfad führte auf ein mittelgroßes Plateau. Dort oben mussten die Feinde sein. Ein paar Felsen versperrten den Weg, Sie waren wohl als behelfsmäßige Mauer dort hingerollt worden. Golan schaute die Gesteinsbrocken kurz an und zog einen kleinen weg. Alle Felsen rollten den Steilhang runter.
„Wie hast du das gemacht?“, fragte Kulja erstaunt.
„Wenn man weiß welcher Fels alles stützt wird es simpel“, antwortete der Gefragte. Sie gingen weiter. Nach etwa fünf weiteren Minuten waren sie auf dem Plateau. Akazien und Baobabs bildeten einen dichten Pflanzenteppich. Überall am Boden schwirrten Insekten umher. So leblos die Savanne an den meisten Orten war, umso reicher war das Leben an den wenigen Oasen. Plötzlich Rattern. Etwa zwanzig Metallkörper zischten knapp an Golans Kopf vorbei. Dieser drehte sich sofort in die Richtung, aus der die Schüsse kamen und rannte auf eine Baumgruppe zu. Die Waffe des Feindes hatte mit Ladehemmungen zu kämpfen. Er schaute noch kurz auf, bevor harter Stahl durch weiches Fleisch schnitt. Warmes Blut spritzte auf den Boden. Golan hielt nach dem nächsten Feind Ausschau. Nichts.
Kulja hechtete in Deckung. Die Schüsse prasselten gegen den Sandsteinfelsen. Lange würde das Gestein dem Kugelhagel nicht lange standhalten. Große Brocken lösten sich und zerbröselten. Kulja sprintete in einen Wald. Die Lanze behinderte sie nur und würde gegen den Infanteristen auch herrlich wirkungslos sein. Sie steckte sie senkrecht in den Boden. Sie holte ihren Dolch heraus. Der würde in dieser Situation nützlicher sein. Die Kugeln zerfetzten die Vegetation. Ein Baumfarn knickte um. Er begrub etliche kleinere Pflanzen unter sich. Kulja rannte hinter den nächsten Felsen. Dieser war aus festerem Gestein. Kulja verharrte, bis der Hagel aus Kugeln stoppte. Dann rannte sie in die Baumgruppe, aus der die Geschosse kamen. Der Feindschütze lud hektisch nach. Das Magazin klemmte. Er zog es mühsam wieder raus und stopfte es ein zweites Mal in den Lauf. Kulja rannte auf den Feind zu. Er schoss. Ein stechender Schmerz durchfuhr Kuljas linken Arm. Doch sie rannte unbeirrt weiter und durchschnitt die Kehle des Feindes. Helles Blut schoss aus der Wunde. Der Feind versuchte noch die Blutung zu stoppen, doch es war zu spät. Er fiel in den Staub und starb. Kulja betrachtete nun ihren Arm. Eine runde, tiefe Wunde war im Oberarm. Sie spürte, dass etwas in ihr steckte. Sie hob die Kugel mit ihrem Dolch aus ihrem Arm. Danach verband sie die Wunde, um die Blutung zu stoppen.
Sie ging weiter und hielt nach dem nächsten Feind Ausschau. Nichts war zu sehen.
San’tek spannte die Sehne seines Bogens. Er ließ die Sehne los. Der Pfeil aus einem angespitzten Knochen sauste auf den MG-Schützen zu. Er blieb in der Schulter des Mannes stecken. Der Feind schrie vor Schmerz auf. Er ließ seine Waffe fallen. Ein zweiter Pfeil schoss auf den Schützen zu. Er durchbohrte sein Herz. San’tek ging weiter. Fünf Feinde waren vor einigen Tagen entkommen. Jetzt waren es nur noch vier. Höchstens.
Golan hatte die kleine Baumgruppe inzwischen verlassen. Er schwang seine Axt gelangweilt durch die Luft. Er wollte kämpfen. Er schlug seine Axt in einen Baum. Nur mit etwas Mühe konnte er sie wieder herausziehen. Nirgends war ein Gegner zu sehen. Dann sah er Kulja. Sie hatte ihre Lanze abgelegt und führte stattdessen einen Dolch. Golan schwor sich, dass auch die letzten Feinde nicht entkommen würden.
Exoskelett 18 stapfte durch den Wüstensand. Die Saurier gingen ihm aus dem Weg. Ein Rudel Gallimimus fraß gerade an einem toten Brachiosaurus. Das Lager der Wüstenreiter war nicht mehr weit entfernt. Von der nächsten Düne aus war es schon genau zu erkennen. Jedoch bemerkte ein gezähmter Brachiosaurus die SEAS-Einheit. Die Reiterin reagierte sofort und gab den Angriffsbefehl. Die Gruppe aus drei Stegosauriern, einem Ankylosaurus, dem Brachiosaurus und einigen Fußsoldaten verließ das Lager des Nomadenvolkes. Doch die SEAS waren bereit. Zeitgleich stürmten die drei Exoskelette und der Executor auf die Feinde zu. Die größte der vier Kampfmaschinen packte den Sauropoden am Hals und zog ihn nach unten. Die Reiterin fiel 17 Meter in die Tiefe und starb sofort. Der Executor hob den Fuß und zerdrückte den Kopf des Brachiosaurus, während er sich schon einem der Stegosaurier zuwendete. Ein Exoskelett benutze eine der Echsen als Waffe und tötete mit ihr die Fußtruppen. Ein anders nahm den Ankylosaurus und riss ihm den Bauch auf. Der dritte Stegosaurus geriet in Panik und schlug wild um sich. Die Reiterin konnte sich nicht halten und wurde von einem der Stacheln aufgespießt. Der Kampf war vorbei. Das Lager der Wüstenreiter wurde niedergebrannt und alle Bewohner getötet.
Der letzte MG-Schütze sank tödlich getroffen zusammen. Golan zog seine Axt aus dem Fleisch des Feindes. Der Kampf war vorbei. Die drei begannen mit dem Abstieg. Der Stamm der Wüstenreiter würde froh über den Tod der Feinde sein. Dann erblickten Golan, Kulja und San’tek das zerstörte Lager. Sie rannten herunter. Ein Arbeiter war schwer verletzt, doch er lebte noch.
„Es … es waren giga ... gigantische Maschinen. Sie haben alle“, der Mann hustete Blut, „umgebracht und sich d ... das heilige Art ... efakt geno...“
Der Nomade erschlaffte. Er war tot. San’tek kochte vor Wut.
„Sie haben meinen Stamm – mein Leben - ausgelöscht. Ihr habt schon gegen solche Feinde gekämpft. Ich komme mit euch mit“, sprach er. Der Nomade rannte los.
„Los, folgt mir zum Hafen!“, rief er, „hoffentlich ist wenigstens noch ein Schiff funktionstüchtig.“ Das ließen sich Golan und Kulja nicht zweimal sagen.
Der Hafen war wie erwartet zerstört. Doch ein Katamaran war noch intakt. San’tek sprang gekonnt auf das fragile, aber schnelle Schiff. Golan und Kulja taten es ihm nach. Der Wüstenreiter stellte die Segel in den Wind. Das Schiff beschleunigte sehr schnell.
„Wo fahren wir hin?“, fragte Kulja.
„Zur Heiligen Stadt“, antwortete San’tek, „aber jetzt möchte ich erstmal wissen, wer genau ihr seit, wo genau ihr herkommt und wie er hierher gelangt seit.“
Die beiden erzählten alles: die Schlacht bei Frakenmar, der Angriff des Liopleurodon, der Kampf gegen die Kampfmaschine, die Fahrt auf dem Luftkissenboot und dem Sturm.
„Gut, wie ich es sehe sind wir hier in eine so große Sache rein geraten, dass der Hohe Rat informiert werden muss. Die Reise zur Stadt wird etwa drei Tage lang dauern“, informierte sie der Wüstenreiter. Es dämmerte bereits. Golan übernahm die erste Wache.
Wüste und Piraten
Die „Geheimnisbewahrer“ durchpflügte den Ozean. Sie war auf den Weg zum geheimen Flottenstützpunkt 1. Die Piloten des Executors und der Exoskelette hatten berichtet, dass sie das verschollene Luftkissenboot gefunden hätten. Eine Seite war vollständig aufgerissen gewesen. Der Fall wurde untersucht, doch man ging von einer Kollision mit einem Felsen aus. Kapitän Keyes stand auf der Brücke und rauchte Pfeife. Er war nervös, denn das Schiff hatte prominenten Besuch: Ada Loven, Stellvertretende Vorsitzende der SEAS. Sie sollte das Schiff überwachen, da die Aktivität der Piraten auf der ganzen Welt erheblich zugenommen hatte. Nicht, dass der mächtige Träger irgendetwas zu befürchten hätte, doch Babbit hatte darauf bestanden. Ada schien zufrieden zu sein und verließ die Brücke. Keyes atmete tief aus. Aus dem Deck herrschte reges Treiben. Eines der Trägerflugzeuge war gerade gelandet und wurde entladen. Bald schon würde es mit Waffen und Fahrzeugen in den Dschungel zurückkehren, um Warden endlich zum Schweigen zu bringen. Dann müssten nur noch Taslow und die drei Forscher ausgeschaltet werden. Eine hohe Welle stieß gegen die Backbordseite des Schiffes. Der Träger war mitten in einen Sturm geraten. Das Flugzeug wurde hastig festgezurrt, bevor die Crew das Deck verließ. Keyes schlug gegen die Wand. Das würde alles nur unnötig verzögern und Adas Zorn auf ihn ziehen.
Drei Tage später lief der Katamaran in den Hafen der Heiligen Stadt ein. Alles war ruhig. Die Händler gingen ihren Geschäften nach und die Einwohner plauderten. Golan, Kulja und San’tek verließen das Schiff. Sie gingen den Hauptweg der Stadt hinauf. Ein gigantischer Torbogen überspannte die Straße. Drei Wachen mit langen Kampfstäben bewachten das Bauwerk. An den Spitzen der Waffen hingen große Klingen. Die drei mussten wahre Meister ihres Fachs sein, denn schon eine falsche Bewegung konnte tödlich enden.
„Was wollt ihr!?“, fragte einer der dreien grimmig.
„Wir kommen von der Insel Iruossim“, antwortete San’tek, „der Stamm der Wüstenreiter dort wurde ausgelöscht.“
„Woher willst du das wissen?“
„Ich bin der letzte Überlebende!“
„Gut, dass scheint des Rates würdig zu sein. Ihr könnt passieren“, meinte der Wächter.
Die drei passierten den Vorplatz des Tempels. Dann schritten sie durch die mächtige Pforte des Gebäudes, die von zwei Ankylosaurus-Statuen flankiert wurde. Der Statthalter wartete bereits auf sie.
„Was habt ihr vorzubringen?“, sprach er mit kräftiger Stimme.
„Edler Statthalter, der Stamm auf der Insel Iruossim wurde komplett ausgelöscht“, sagte San’tek.
„Das sind schlechte Nachrichten“, meinte der Statthalter, „ich werde den Rat umgehend informieren.“
Plötzlich ein Donnern. Golan hörte Gebäude zusammenbrechen.
„Verlasst sofort den Tempel! Wie ich sehe seit ihr gute Kämpfer und wie es sich anhört können wir jeden Krieger gebrauchen!“
Golan, Kulja und San’tek verließen das Gebäude. Die wichtigsten Gebäude der Stadt lagen in Trümmern. Einige Einwohner rannten in Richtung Hauptplatz. Einer von ihnen wurde von einem Pfeil durchbohrt. Eine Bogenschützin kam ins Sichtfeld der drei. Sie bemerkte Golan, Kulja und San’tek und spannte ihren Bogen. Doch der Krieger des Nordvolkes war schneller. Er fing einen Pfeil mit seinem Schild ab und holte mit seiner Axt aus. Die asiatisch aussehende Frau wurde sauber durchteilt.
„Das ist der Drachenclan“, meinte Kulja.
„Bei Thor...“, meinte Golan nur noch, als er aufs Meer hinausschaute. Ein gigantisches Schiff schwamm im Ozean.
Eine Salve Kanonenkugeln flog über die drei hinweg und zerstörten eine Häuserzeile. Die Gebäude stürzten in sich zusammen und begruben einige Menschen unter sich.
„Piraten“, sprach Kulja. Die Wut in ihrer Stimme war deutlich zu hören.
Eine zweite Salve schlug auf einem Platz ein und riss das Pflaster auf. Ein Mann wurde durch die Luft geschleudert und blieb liegen. Der Hagel aus Kanonenkugeln ebbte nicht ab und konzentrierte sich nun auf den Hafen der Stadt. Ein Verteidigungsturm in der Stadtmauer stürzte zusammen. Eine Staubwolke stieg auf.
„Sie wollen die Verteidigung des Hafens zerstören damit ihre Transporter eine ganze Armee in der Stadt absetzen können“, meinte San’tek Einer der drei Zeppeline der Handelsgilde wurde getroffen. Das Gas, mit dem er gefüllt war entwich explosionsartig und zerriss die Ballons, die das Gefährt in der Luft hielten. Der Laderaum und die Führerkanzel zerbarsten am Boden. Plötzlich erbebte der Boden. Golan schaute sich um. Dann erblickte er die Quelle der Bodenbewegungen: ein gigantischer, mit Kriegsbemalung und Knochen beschmückter Tyrannosaurus stapfte durch die Straßen. Er packte einen mit einer Gatling-Gun bewaffneten Parasaurolophus. Der Hadrosaurier zappelte, doch der Carnivor zeigte keine Gnade. Er biss den Saurier durch. Der Kopf, Hals und Schulterbereich sowie die Hüften und die Beine fielen zu Boden. Der Rest des Körpers verschwand im Maul der Tyrannenechse. Auch vom Reiter war nichts mehr zu sehen. Der Rex zerstapfte mit seinen Füßen einen Sumoringer. Golan, Kulja und Santek rannten zum Hauptplatz der Stadt. Ein Einwohner war auf einer Bank erstochen wurde. Das Schwert wurde durch den Mann gesteckt und schaute auf der anderen Seite wieder heraus. Dickes Blut floss auf den Boden. Einige Bürger hatten eine behelfsmäßige Barrikade errichtet und warfen mit Steinen auf die Invasoren. Ein Wurfstern blieb in einer Frau stecken. Sie hatte keine Chance. Golan schaute um die Ecke und erblickte einen Ninja. Der schwarz gekleidete Mann wurde plötzlich von einem Allosaurier gepackt und gegen ein Gebäude geschleudert. Ein roter Fleck blieb zurück, als die Leiche wieder von der Schwerkraft erfasst wurde und auf den Boden fiel. Plötzlich fiel der Theropode um. Fleischfetzen flogen durch die Luft. Ein Mörserschütze hatte von einem Saltasaurus aus eine ganze Salve in den für ihn feindlichen Saurier gejagt. San’tek schoss einen Pfeil auf den Feind. Das Geschoss traf den Hals des Schützens. Der Mann fiel vom Sauropoden und wurde unter dem rechten Vorderfuß des Sauriers zerquetscht. Der Reiter bemerkte den Tod seines Kameraden und wendete sein Tier. Das massige Reptil trampelte auf die drei zu. Ein Wüstenreiter-Krieger verschwand unter einem der baumstammdicken Füße. San’tek verschoss einen weiteren Pfeil, der im Fleisch des Saltasaurus stecken blieb. Doch das Tier zeigte keine Reaktion. Es bäumte sich auf und Golan konnte nur im letzten Moment dem Tod entgehen. Die Erde erzitterte, als etliche Tonnen Muskeln auf den Boden aufschlugen. Kulja stach mit ihrer Lanze zu. Die Waffe durchbrach die dicke Haut des Feindes und drang tief in das Fleisch ein. Blut quoll aus der Wunde.
„Wir müssen ihn irgendwie zu Fall bringen, sonst haben wir keine Chance!“, schrie Kulja. Doch wie sollte man ein solches Tier zu Fall bringen? Golan schlug verzweifelt gegen einen Fuß des Tieres. Seine Axt blieb im Knochen hängen. Der Saltasaurus brüllte vor Schmerz auf. Sein Bein knickte um. Der Sauropode konnte sich nicht mehr halten und fiel nach links um. Der Hals und der Transportkorb fielen auf das Dach eines Gebäudes. Kulja sprang auf den Körper des Sauriers und bestieg den halb zerstörte Transportkorb. Ein Schrei war zu hören als ihre Lanze die Brust des Reiters durchstach. Sie verließ den Transportkorb wieder und betrat das Dach des Gebäudes, während San’tek und Golan drei Samurai bekämpften. Kulja verschwand im Inneren des Hauses und erschien wenige Sekunden später auf einem Dach, das ein Stockwerk höher als das andere lag. Sie nahm ihre Lanze und ließ sie senkrecht nach unten schnellen. Ein Knacken war zu hören, als der Schädelknochen des noch lebenden Sauriers zerbrach. Der Körper des Tieres erschlaffte. Kulja sprang vom Dach und rutschte den Hals des Sauropoden herunter. Dabei spießte sie noch einen der Samurais auf, die ihre beiden Gefährten bedrohten. Golan hatte sein Schild gehoben und parierte die Hiebe eines der Piraten. San’tek hingegen wich immer weiter zurück, da er im Nahkampf nicht den Hauch einer Chance hatte. Golan rannte mit gehobenem Schild auf den Samurai zu und enthauptete ihn mit seiner Axt. San’tek legte einen weiteren Pfeil ein und wartete, bis der Samurai auf ihn zu rannte. Er ließ die Sehne los und das Geschoss durchschlug den Feind. Es trat wieder aus dem Körper aus und blieb etwa 30 Meter weiter liegen. Golan schaute die Straße herab.
„Bis zum Hafen ist es nicht mehr weit!“, meinte er. Er rannte los. Kulja und San’tek folgten ihnen. Plötzlich bremste der Nordvolkkrieger.
„Was ist los?“, fragte Kulja.
„Seht euch das an.“ Eine gigantische Streitmacht stand im Hafen. Der Tyrannosaurus lag tot im Wasser, das sich langsam blutrot färbte.
„Gegen eine solche Übermacht haben wir keine Chance“, bemerkte San’tek, „schaut euch allein diese beiden Saltasaurier an.“
„Dann schauen wir erstmal ob in der Arena alles in Ordnung ist“, meinte Kulja. Die drei gingen wieder die Hauptstraße hoch und bogen nach rechts ab. Sie stiegen über einen Brachiosauruskadaver und gingen zügig über die Stege, die zur Arena führten. Das Gebäude war einfach riesig. Tausende Zuschauer fanden in ihm Platz und beobachteten die blutigen Kämpfe. Die drei suchten sich einen Weg durch das Labyrinth aus Gängen im Inneren und waren fünf Minuten später auf der Tribüne. Der gesamte Bau war leer. Doch plötzlich sah Golan eine Bewegung in der Arena. Er sprang in den Staub hinunter. Nichts war zu sehen. Kulja und San’tek waren nun auch auf dem Kampffeld. Auf einmal fiel das Gitter des Ausgangs zu. Eine Gruppe Piraten erschien auf den Tribünen.
„Verdammt, eine Falle“, meinte Kulja grimmig. Drei kleinere Ausgänge öffneten sich. Aus jedem trat ein Dilophosaurus. Golan enthauptete einen, Kulja spießte den zweiten auf und San’tek erschoss den dritten.
„Nicht sonderlich schwer“, meinte der Axtkämpfer.
„Das war erst Runde eins.“ Ein weiteres Gitter schnellte nach oben und gab einen Polacanthus frei. Das stachelbewehrte Tier schnaubte und stürmte auf die drei zu.
„ Bei Thor, wie soll ich an diesen Saurier rankommen?“, fluchte Golan.
„Gar nicht“, antwortete Kulja. Sie umklammerte ihre Lanze und rammte sie dem schwarz-roten Saurier entgegen. Die lange Waffe durchbohrte einige Sehnen am Bein des Stachelsauriers, der seitlich umfiel und eine Staubwolke aufwirbelte.
Dann sprangen 5 Baryonyx von den Tribünen. Die Fleischfresser brüllten sich kurz an, bevor sei die drei umzingelten. Ohne jegliche Vorwarnung schoss einer nach vorne. Das einzige was er schmeckte war der kalte Stahl Golans Axt. Das Tier taumelte benommen, bevor es in einige meterlange Stacheln fiel. Blut sickerte in den Sand ein. Ein zweiter Baryonyx versuchte einen Angriff, wurde jedoch von einer im Boden versteckten Schlinge gepackt und fiel auf den Boden. Er versuchte zwar sich zu befreien, schaffte es jedoch nicht. Einer seiner Artgenossen stapfte zu ihm und begann von ihm zu fressen. Der vierte und der fünfte umstellten die drei Menschen, bevor sie angriffen. Der eine wurde von Kulja beschäftigt, während der andere nach San’tek schnappte. Der Wüstenreiter sprang auf den Rücken des Sauriers. Er nahm einen langen, verzierten Dolch heraus und rammte ihn in den krokodilartigen Schädel. Blut spritzte auf das Gesicht des Wüstenreiters. Das amphibische Reptil erschlaffte und prallte auf den Boden. San’tek stand auf. Kulja hatte inzwischen den vierten Saurier aufgerissen und Golan den letzten verstümmelt. Plötzlich erbebte die Erde unter einem lauten Schrei. Das größte Gitter wurde aufgebrochen und ein Spinosaurus trat in gebückter Haltung heraus. Das mächtige Hautsegel schillerte im Licht. Das Tier schaute die drei wütend an. Es zerstörte eine Holzkonstruktion, die krachend zu Boden stürzte. Ein Pirat, der sich auf ihr aufgehalten hatte, wurde gepackt und zerteilt.
„Bei Timrek“, kommentierte San’tek das Geschehen.
Golan hingegen schaute dem Fleischfresser kommentarlos zu. Kulja stieß ihm gegen die Schulter.
„Was ist?“, fragte der Nordmann.
„Sieh dort.“ Sie zeigte auf einen Durchgang. Einige kleine Stacheln schauten aus den Mauern heraus, die sich etwa 5 Meter hoch auftürmten.
„San’tek, du lenkst die Aufmerksamkeit des Spinosaurus auf dich. Ich werde den Schalter dort“, sie zeigte auf einen Hebel nahe des Durchgangs, “aktivieren.“
„Und was ist mit mir?“, fragte Golan.
„Du kannst San’tek Deckung geben.“
Dann wurde der Plan ausgeführt. Der Wüstenreiter traf den Spinosaurus in der Nähe der Nüstern. Er brüllte laut und stapfte langsam und selbstsicher auf den Mensch zu. Kulja war schon in Stellung und wartete nur noch auf den richtigen Moment. Das Reptil ging durch den Durchgang.
„Jetzt!“, schrie Santek. Kulja betätigte den Hebel und die Stacheln schossen aus der Mauer. Sie durchbohrten alle inneren Organe des Tieres und schauten auf der anderen Seite wieder heraus. Der Spinosaurus konnte nicht einmal mehr vor Schmerz schreien, da war er schon tot. Die Dornen schnellten wieder zurück und der Kadaver schlug auf dem Boden auf. Eine Staubwolke stieg auf. Die drei verließen das Kampffeld so schnell sie konnten durch das zerstörte Tor. Sie gingen ein weiteres Mal durch das Labyrinth aus Gängen und Räumen und waren bald wieder unter freiem Himmel. Der Kampfeslärm in der Stadt war vergangen. Doch auch vom mächtigen Torbogen war nichts mehr zu sehen. Drei kleinere Schiffe der Piraten schwammen auf das Hauptschiff zu. Sie wurden von einem Katamaran verfolgt. Doch die Piraten schien das nicht zu interessieren. Sie gaben einige Warnschüsse ab, doch das Schiff der Wüstenreiter stoppte nur kurz. Schon bald waren alle fünf am Horizont verschwunden. Golan, Kulja und San’tek gingen wieder in die Stadt. Fast alle Gebäude lagen in Trümmern, doch kein Pirat lebte mehr. Der tote Tyrannosaurus wurde gerade geborgen, als die drei wieder zum Tempel gingen. Sie betraten den langen Gang, der zur Ratskammer führte. Der Rat betrachtete die drei kritisch.
„Lauter verwöhnter Aristokraten“, flüsterte Golan, „wahrscheinlich haben die vom Angriff kaum etwas mitbekommen.“
„Ruhe jetzt“, antwortete Kulja.
„Edler Rat, diese Drei haben nach langer und beschwerlicher Reise zu uns gefunden. Doch bedauerlicherweise muss ich sie auf eine gefährliche Mission schicken“, sprach der Stadthalter, bevor ein Mann mit langem Bart ihn unterbrach: „Was soll das für eine Mission sein?!“
„Wie sie sicher wissen ist der Hüter der Stadt gefallen. Ohne ihn sind wir leicht verwundbar. Ein uralter Mythos spricht von einem unglaublich mächtigen Tyrannosaurus, der auf einer abgeschiedenen Dschungelinsel hausen soll. Diese drei“, der Statthalter zeigte auf Golan, Kulja und San’tek, „werden mit einer Expeditionsgruppe das Tier suchen, es zähmen und hierher bringen.“
„Sie glauben doch nicht wirklich dass wir ihnen dass glauben.“
„Reicht das hier?“ Der Statthalter nahm einen 25 Zentimeter langen Zahn heraus. Er gehörte ohne Zweifel einem Tyrannosaurus.
„Das brachte der letzte Überlebende einer 100 Mann starken Gruppe mit.“
Das schien für den Rat überzeugend. Die Expedition würde in zwei Tagen starten. Bis dahin sollten sie sich neue Waffen zulegen, da nur das beste für ihre Mission gut genug war. Sie verließen den Tempel und gingen in die zerstörte Stadt. Die Bewohner hatten schon mit dem Wiederaufbau begonnen 20 Bürger zogen den toten Saltasaurus die Hauptstraße herunter. Ein Händler beobachte seine Transport-Gastornis. Er fluchte leise, dass ein Zeppelin zerstört worden wäre.
„Entschuldigen sie“, sprach Kulja.
„Ja?“, erwiderte der Händler abwesend.
„Wir suchen neue Waffen.“ Der Händler schien plötzlich sehr interessiert. Er hielt seine Tiere an und nahm seine besten Waffen hervor: eine mächtige doppelschneidige Axt, eine kunstvolle Lanze mit Stahlspitze und ein Bogen, der augenscheinlich vom Drachenclan stammte. Golan, Kulja und San’tek schlugen sofort zu.
„Der Preis beträgt, wartet“, der Händler hol einen Abakus heraus, „2000 Silbermünzen oder alternativ 200 Goldmünzen.“
„Die Rechnung geht auf die Stadt“, meinte Golan.
„Na gut, dann verabschiede ich mich recht herzlich.“
Der Händler trieb seine Gastornis wieder an und bog um eine Ecke. Golan befestigte seine neue Waffe am Rücken, Kulja betrachtete ihre Lanze und San’tek zielte probeweise mit seinem Bogen. Die drei stiegen wieder die Straße herauf. Eine Gruppe Einwohner hatte damit begonnen, die Trümmer des Torbogens wegzuräumen. Golan Kulja und San’tek halfen ihnen, bis alles weggeräumt war. Der Bau eines neue Tores würde jedoch Monate, vielleicht Jahre dauern. Am Abend waren die drei in ihren Quartieren. Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie in richtigen Betten schliefen.
Dann mal viel Spaß beim lesen.:go: